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Gelbbauchunke: Laichen in der Traktorspur

Erde|Umwelt

Gelbbauchunke: Laichen in der Traktorspur
Unke
Die bedrohte Gelbbauchunke profitiert von Pfützen in Forstwirtschafts-Fahrspuren. © Felix Schrell/ Universität Hohenheim

Die Laichplätze der gefährdeten Gelbbauchunke werden zunehmend zerstört, doch herkömmliche Maßnahmen zum Amphibienschutz helfen wenig. Einen Grund dafür haben Biologen nun aufgedeckt: Die bedrohte Amphibienart kann sich am besten in neu entstandenen, kurzlebigen Kleingewässern vermehren. Sie profitiert daher wenig von langfristig angelegten Tümpeln. Ideale Voraussetzungen findet die Gelbbauchunke dagegen in menschengemachten Pfützen, wie sie sich in den Fahrspuren von unbefestigten Waldwegen bilden.

Die Gelbbauchunke ist mit ihren herzförmigen Pupillen und dem gelb-schwarz gemusterten Bauch ein besonderer Anblick. Doch in den Berg- und Hügellandschaften der süddeutschen Wälder, die ein Hauptverbreitungsgebiet des kleinen Froschlurchs darstellen, kann diese Art nur noch selten gesichtet werden. Denn Kleingewässer wie Gräben und Pfützen, die den Gelbbauchunken als Laichplatz dienen, werden zunehmend durch Eintrag von Müll, Umweltgiften und Dünger verschmutzt oder zerstört. Aus diesem Grund ist die Art streng geschützt und wird beispielsweise mit der künstlichen Anlegung von Gewässern bei der Suche nach Laichplätzen unterstützt.

Laichplatz durch Forstwirtschaft

Um den Artenschutz in Zukunft weiter verbessern zu können, haben Forschende der Universität Hohenheim in Stuttgart bestehende Maßnahmen bewertet und ein nachhaltiges Schutzkonzept zur Herstellung von Laichgewässern für die bedrohte Art erarbeitet. Dafür untersuchten sie die Wirkung von dauerhaft angelegten Gewässern sowie von temporären Wasserstellen und kamen zu dem Ergebnis: Die Gelbbauchunke profitiert langfristig nicht von dauerhaft angelegten Gewässern zum Amphibienschutz: „In Baggertümpeln vermehrte sich die Gelbbauchunke im ersten Untersuchungsjahr zwar besonders gut“, berichtet Felix Schrell, Koordinator des Forschungsprojekts. Aber: „Bereits im zweiten Jahr siedeln sich in diesen permanenten Gewässern auch Fressfeinde der Gelbbauchunke an. Der Nachwuchs der Pionierart hat dann keine Chance mehr zu überleben. Auch eine Sanierung dieser Gewässer, wie es für die Gelbbauchunke oft betrieben wird, bringt keinen populationserhaltenden Reproduktionserfolg“.

Laut den Forschenden ist der gefährdeten Unke mit herkömmlichen Schutzmaßnahmen also nur wenig geholfen. Ihre Ergebnisse wiesen stattdessen auf ein anderes Konzept hin, das sich als deutlich effektiver erwies: „Fahrspuren von Waldmaschinen auf Rückegassen schaffen ideale Laichgewässer für die Gelbbauchunke“, sagt Martin Dieterich, Leiter des Forschungsprojekts zum nachhaltigen Schutz der Gelbbauchunke. Die Fahrspuren auf Waldwegen bieten Platz für temporäre Kleinstgewässer, die im Zuge der Holzernte regelmäßig befahren werden. Somit entstehen immer wieder neue Laichgewässer, die frei von Vegetation sind und daher keine konkurrierenden Arten und Fressfeinde anziehen – ideal für den Laich der Gelbbauchunke. Wie die Ergebnisse der Wissenschaftler zeigen, entwickelt sich dieser in den neuen Pfützen besonders schnell.

Artenschutz im Forstalltag

Laut Dieterich zeigen die Resultate auch, dass Fortwirtschaft durchaus einen Beitrag zum Artenschutz leisten kann : „Die Gelbbauchunke hat in Baden-Württemberg nicht trotz, sondern wegen der Forstwirtschaft überlebt“, sagt er. Der Artenschutz müsse im Falle der Unke daher in die Waldnutzung integriert werden. Dafür hat das Forschungsteam einen praxisnahen Leitfaden entwickelt: Fahrspuren im Wald sollen während der Laichsaison der Gelbbauchunke über den Sommer erhalten bleiben und erst danach eingeebnet werden. Da die Fahrspuren bei Waldarbeiten ohnehin entstehen, fällt in der Forstwirtschaft kein besonderer Mehraufwand für den Artenschutz an. Um Laichgewässer auch außerhalb der Rückegassen zu schaffen, könnten im Frühjahr zudem Fahrspuren auf Wildäckern angelegt und im Zuge der regulären Bodenbearbeitung im Herbst wieder beseitigt werden.

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Bisher ist es noch gängige Praxis, die frisch entstandenen Fahrspuren auf Rückegassen unmittelbar nach den Waldarbeiten einzuebnen oder die Gassen vorbeugend mit Reisig zu bedecken, sodass sich keine Pfützen bilden. Dadurch versuchen Forstleute mögliche Beschwerden aus der Bevölkerung oder von Naturschutzverbänden zu vermeiden – denn in der öffentlichen Wahrnehmung gelten die Fahrspuren gemeinhin als Zerstörung des Ökosystems Wald. Daher ist ein weiterer wichtiger Aspekt des neuen Schutzkonzepts, der Bevölkerung durch Öffentlichkeitsarbeit zu vermitteln, dass Artenschutz und die Bewirtschaftung der Wälder im Fall der Gelbbauchunke Hand in Hand gehen.

Quelle: Universität Hohenheim

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