Einer für alle, alle für einen ? nach diesem Motto betteln Möwenküken um Futter bei ihren Eltern. Nicht der lauteste Schreihals wird nämlich am großzügigsten bedacht, sondern nur eine Vereinigung der Schreikräfte führt zum gewünschten Erfolg. Das fanden französische Forscher heraus, berichtet der Online-Dienst der Fachzeitschrift Nature (25. November).
Je mehr Kinder da sind, um so heftiger ist normalerweise auch der Kampf um Süßigkeiten, Spielzeug und die größte Portion beim Mittagessen. Bei Möwen ist das nicht so, beobachteten
Nicolas Mathevon und
Isabelle Charrier von der
Jean-Monnet-Universität in Saint Etienne: Möwenjunge versuchen nicht, sich beim Betteln um Futter gegenseitig zu übertrumpfen, sondern sie solidarisieren sich mit ihren Geschwistern. Dies sei der erste Fall einer solchen Verbrüderung, den er kenne, sagt Mathevon.
Diese Verständigung ist notwendig, denn die Möweneltern interessiert es nicht, wer bettelt. Es kommt ihnen lediglich auf die Gesamtlautstärke der Bittschreie an. Mit vereinigten Bettelkräften bringen die Küken ihre Eltern also dazu, möglichst viel Futter aus dem Schlund zu würgen. Auch füttern die Möwen ihren Nachwuchs nicht direkt, sondern platzieren das ausgewürgte Futter auf dem Boden und überlassen es den Jungtieren, die Nahrung unter sich aufzuteilen. Spätestens an diesem Punkt dürfte dann auch die ungewöhnliche Solidarität zu Ende sein.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel