Die Genanalysen beruhen auf einer Studie des Biologen Claus Wedekind von der Universität Bern aus dem Jahr 1995. Wedekind ließ Frauen an T-Shirts riechen, die Männer drei Tage lang getragen hatten. Frauen mochten den Geruch von jenen Männern besonders gern, deren MHC-Gene sich von den ihrigen besonders stark unterschieden.
Die Geschäftsidee lag auf der Hand. 2003 entwickelte GenePartner einen Test mit dem Schweizer Institut für Verhaltensgenetik. Zu diesem Zweck wurden laut Apter die MHC-Gene von 400 Paaren entschlüsselt, die zwischen 5 und 30 Jahren in einer stabilen Beziehung lebten. So entstand ein spezieller Liebesgentest.
„Wir schauen nicht nur an, wie unterschiedlich die MHC-Gene zwischen zwei Personen sind, sondern noch nach drei weiteren Mustern in den MHC-Genen“, erklärt Apter. Mehr will sie partout nicht verraten, da der Test sonst sofort von Konkurrenten kopiert würde. Derart geheim gehalten kann die Liebesgenanalyse allerdings auch nicht von unabhängigen Wissenschaftlern geprüft werden.
Wer sich also genetisch findet, der sich auf ewig bindet? Jan Havlicek muss lachen. Der Anthropologe von der Karls-Universität Prag erforscht biologische Faktoren der Partnerwahl und hat dazu einen viel zitierten Übersichtsartikel mit verfasst. „Aus den MHC-Genen kann man nichts Eindeutiges für die Partnerwahl ableiten“, stellt Havlicek klar. Und bereits vor zwei Jahren hatte der Statistikforscher Peter Donnelly von der Universität Oxford schon 2008 in einer Studie festgestellt: „Die Rolle des MHC in der Partnerwahl ist sehr kontrovers.“
Zwar haben etliche Geruchstests tatsächlich unabhängig voneinander eine Präferenz für einen MHC-gegensätzlichen Partner ergeben. In fünf von neun Studien war dies der Fall. Aber sobald nicht der Geruch, sondern das Gesicht beurteilt wurde, wendete sich das Blatt: Evolutionsforscher Craig Roberts von der Universität Liverpool fand in einem Experiment mit 75 Männern und 92 Frauen, dass sie Gesichter des anderen Geschlechts attraktiv fanden, wenn die MHC-Gene sich ähnelten. Keine einzige von sieben verschiedenen Studien erbrachte jedoch eine Vorliebe für gegensätzliche MHC-Gene, wenn es dem Gesicht nach zu urteilen ging.
Havlicek vermutet dahinter ein Prinzip. Beim Riechen haben wir eine Vorliebe für MHC-Unterschiede. Das Auge bevorzugt aber MHC-Ähnlichkeit. „Beide Sinne ergänzen sich, um einen optimalen Level an genetischer Variabilität zu erreichen.“ Der Anthropologe erklärt den scheinbaren Widerspruch so: MHC-Diversität ist zwar gut für gesunden Nachwuchs und eine hohe Fruchtbarkeit des Paars. Aber zu große Diversität könnte ungünstig sein, da sich das Immunsystem an lokal vorkommende Krankheiten bereits optimal angepasst hat.
Jedenfalls kennen die Wissenschaftler noch keine Faustregel, welche MHC-Profile besonders gut miteinander harmonieren. Befragungen von Paaren konnten sogar in aller Regel gar keinen Zusammenhang zwischen MHC-Genen und der Partnerwahl aufdecken, schlüsselt Havlicek in seinem Übersichtsartikel auf. Nach sieben von zehn Studien gab es weder eine Vorliebe für gegensätzliche noch für ähnliche MHC-Gene. „Es gibt keinen einfachen und klaren Zusammenhang zwischen MHC-Status und Partnerwahl“, fasst Jan Havlicek zusammen. MHC-Gene bestimmen nicht alleine, ob es zwischen Mann und Frau funkt. Andere Faktoren spielen eine mindestens ebenbürtige Rolle und verwischen den Einfluss des Erbguts.
Wenn Jan Havlicek auf Partnersuche wäre, würde er nicht auf einen Gentest bauen, sondern wie immer auf seine Sinne zählen. „Vielleicht bin ich für so was einfach zu konservativ“, meint er freimütig, „aber wissenschaftlich ergibt es für mich keinen Sinn.“