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Genies sind männlich – denken junge Mädchen

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Genies sind männlich – denken junge Mädchen
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Mädchen sehen sich offenbar selbst in zweifelhaftem Licht. (Foto: Szepy/iStock)
Albert Einstein, Sherlock Holmes, Stephen Hawking… sie entsprechen dem Klischee vom angeborenen männlichen Genie. Der intellektuelle Erfolg von Frauen gilt in unserer Kultur hingegen eher als ein Resultat ihres Fleißes. Offenbar setzt sich diese problematische und falsche Vorstellung schon früh in den Köpfen von Mädchen fest, zeigt eine Studie. Bereits im Alter von sechs Jahren trauen sie Frauen weniger Genie-Qualitäten zu als Männern und meiden Aktivitäten, die intellektuelle Brillanz erfordern.

Längst stehen Frauen zwar alle akademischen Bildungswege offen, doch sie haben sich die unterschiedlichen Fachgebiete nicht gleichmäßig erobert. Studienergebnisse legen bereits nahe, dass dies daran liegt, dass Frauen sich selbst weniger intellektuelle Qualitäten zusprechen, die als Voraussetzung für den Erfolg in manchen Disziplinen gelten. Die Gründe sind offenbar stereotype Vorstellungen über die unterschiedlichen geistigen Fähigkeiten von Männern und Frauen, die immer noch in unserer Gesellschaft verankert sind. Obwohl sie nicht den Realitäten entsprechen, scheinen sie Frauen in der Entfaltung ihres Potenzials zu beeinträchtigen.

Wann fängt das an?

Die Forscher um Lin Bian von der University of Illinois in Urbana-Champaign sind nun der Frage nachgegangen, wann in der Entwicklung von Mädchen beziehungsweise Frauen sich diese problematischen Vorstellungen manifestieren. Es gab bereits Hinweise darauf, dass geschlechtsspezifische Vorurteile sich in einem Alter von sechs Jahren erstmals klar herausbilden. Deshalb untersuchten die Forscher den Zusammenhang durch eine Reihe von Versuchen mit Mädchen und Jungen im Alter von fünf bis sieben Jahren. Sie stammten aus unterschiedlichen sozioökonomischen Gesellschaftsschichten der USA.

In einem Versuch erzählten die Wissenschaftler den kleinen Probanden eine kurze Geschichte über „Jemanden“ ganz besonders schlauen – es ging aus der Geschichte nicht hervor, ob es sich um einen Mann oder um eine Frau handelte. Anschließend wurden den Kindern Fotos von Männern beziehungsweise Frauen präsentiert. Die Kinder sollten nun raten, welche Person die schlaue aus der Geschichte war. Es zeigte sich: Kinder bis zu einem Alter von fünf Jahren wählten tendenziell eher einen Kandidaten ihres eigenen Geschlechts aus. Doch ab einem Alter von sechs änderte sich dies bei den Mädchen: Sie vermuteten nun plötzlich deutlich häufiger, dass ein Mann die besonders clevere Person aus der Geschichte gewesen sei.

Aktivitäten für Schlaue trauen sich Mädchen weniger zu

Anschließend untersuchten die Forscher, ob sich diese Einstellung der Mädchen auch auf ihre Wahl von Aktivitäten auswirkt. Sie erzählten den Kindern dazu von einer spielerischen Aktivität, für die man ganz besonders clever sein muss. Dann erfragten sie, wie gerne die Kinder an dieser Aktivität teilnehmen würden. Erneut zeigte sich dabei der Knick etwa im Alter von sechs Jahren: Während sich fünfjährige Mädchen und Jungen noch gleichermaßen für das Schlaumeier-Spiel interessierten, lag die Rate bei den sechsjährigen Mädchen schon deutlich niedriger. Fragten die Forscher hingegen, wer sich für ein Spiel interessiert, bei dem man fleißig sein muss, zeigten sich die beobachteten Alterseffekte nicht.

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Was genau die Ursachen für die Änderung der Einstellung bei den Mädchen im Alter von etwa sechs Jahren ist, bleibt bislang weitgehend unklar. Dieser Frage wollen sich die Forscher nun in weiteren Untersuchungen widmen. Sie wollen außerdem herausfinden, inwieweit der Effekt an die jeweilige Kultur gebunden ist, denn bisher liegen die Ergebnisse nur bei Kindern aus den USA vor.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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