Babys können Affengesichter problemlos voneinander unterscheiden. Wird diese Fähigkeit zur Gesichtererkennung jedoch nicht schon sehr früh benötigt, geht sie schnell verloren ? bereits im Alter von neun Monaten. Das hat ein Team aus britischen und amerikanischen Psychologen bei Kleinkindern beobachtet. Die Gabe, Gesichter zu erkennen und zu unterscheiden, scheint demnach einen ähnlichen Verlauf zu nehmen wie das Erlernen von Sprache. Das berichten Olivier Pascalis von der Universität Sheffield und seine Kollegen in der Fachzeitschrift PNAS (Online-Vorabveröffentlichung, doi/10.1073/pnas.0406627102).
Die Psychologen zeigten sechs bis neun Monate alten Babys die Fotos von sechs Berberaffen (Macaca sylvanus). Im Alter von neun Monaten konnten Kinder, die mit sechs Monaten bereits Erfahrung mit den Affengesichtern gesammelt hatten, die Bilder leicht auseinanderhalten. Sie waren sogar in der Lage, Affen voneinander zu unterscheiden, die sie zuvor nicht gesehen hatten. Babys, die dagegen mit neun Monaten erstmals vor diese Aufgabe gestellt wurden, hatten diese Gabe verloren. Damit diese Fähigkeit erhalten bleibt, wird also die frühe Erfahrung im Umgang mit fremden Gesichtern benötigt, schließen die Forscher.
Das frühe Erlernen von Sprache folgt einem ähnlichen Schema und ist ebenso enorm von der Erfahrung abhängig: Im Alter von sechs bis zehn Monaten verbessert sich die Fähigkeit von Babys, zwischen Klängen der eigenen Sprache zu unterscheiden. Gleichzeitig nimmt jedoch die Fertigkeit der Säuglinge ab, Unterschiede zwischen den Lauten fremder Sprachen zu erkennen.
ddp/wissenschaft.de ? Cornelia Dick-Pfaff