Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Globaler Verlust von Bergwäldern

Erde|Umwelt

Globaler Verlust von Bergwäldern
Bergwald
Bergwald-Gebiet in den Tropen. © zetter/ iStock

Bergwälder sind Refugien für viele seltene Tier- und Pflanzenarten, doch sie sind bedroht. Wie sehr, zeigt nun eine globale Erhebung, die den Verlust von Bergwäldern seit dem Jahr 2001 untersucht hat. Demnach sind in den letzten rund 20 Jahren 78,1 Millionen Hektar an Bergwald verloren gegangen, dies entspricht mehr als sieben Prozent des Gesamtbestands. Zudem hat sich der Bergwaldverlust seit 2010 noch einmal um mehr als das Eineinhalbfache beschleunigt, in den besonders artenreichen Bergwäldern der Tropen hat sich der Waldverlust sogar verdoppelt. Hauptursachen sind die gezielte Rodung, Waldbrände und das Vorrücken von Anbauflächen in immer höhere Lagen.

Bergwälder schützen die Berghänge vor der Erosion, halten Lawinen auf und bieten vielen Tierarten ein Refugium. Durch die kleinteilige und klimatisch je nach Höhenlage variierenden Bedingungen sind sie wichtige Lebensräume gerade für seltene Spezies mit kleinem Verbreitungsgebiet. Mehr als 85 Prozent der weltweiten Vogel-, Säugetier- und Amphibienarten leben in den Bergregionen und gerade die Hoch- und Nebelwälder der tropischen Gebirgsregionen beherbergen oft eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. Lange Zeit waren die Bergwälder wegen ihrer oft unzugänglichen Lage, den steilen Hängen und großen Höhen zudem vor der Rodung in größerem Stil geschützt. Weil sich die Berghänge ohnehin kaum als Anbauflächen lohnten, ließ man auch die Wälder weitgehend unbehelligt.

Immer schnellerer Verlust der Bergwälder

Doch das hat sich inzwischen geändert. “Seit Beginn des 21. Jahrhunderts wurden auch die Bergwälder vermehrt ausgebeutet, um Holz und Holzprodukte zu gewinnen, aber auch um neuen landwirtschaftlichen Anbau zu ermöglichen, beispielsweise baumbasierte Plantagen in Südostasien”, erklären Xinyue He von der Süduniversität für Wissenschaft und Technik in Shenzhen und seine Kollegen. Um das Ausmaß des Waldverlusts in Bergregionen zu ermitteln, haben sie Satellitenaufnahmen und nationale Daten zu Waldbedeckung und Waldnutzung in der Zeit von 2001 bis 2018 ausgewertet. Dabei analysierten sie Zu- und Abnahmen der Waldbedeckung nach Waldtypen, Höhenlagen und Region. “Das Wissen um die Dynamik des Waldverlusts entlang von Höhengradienten ist entscheidend, um zu verstehen, wie sich die Lebensräume für waldlebende Arten verändern und verändern werden, wenn sie beispielsweise im Zuge des Klimawandels ihre Verbreitungsgebiete verändern”, erklärt das Team. Denn bei steigenden Temperaturen sind gerade die kühleren, höhergelegenen Bergwälder für viele Spezies wichtige Ausweichgebiete.

Die Analysen ergaben, dass die Fläche der globalen Bergwälder seit der Jahrtausendwende um 78,1 Millionen Hektar abgenommen hat, dies entspricht 7,1 Prozent der Gesamtfläche. Am stärksten betroffen sind davon die besonders artenreichen Bergwälder in tropischen Regionen. “Mit 32,9 Millionen Hektar machten tropische Bergwälder 42 Prozent des globalen Bergwaldverlusts aus”, berichten He und seine Kollegen. In den tropischen Regionen vor allem Asiens hat sich der Waldverlust auch am stärksten beschleunigt: Weltweit sind die Bergwälder in der Zeit seit 2010 eineinhalbmal schneller geschrumpft als im gleichen Zeitraum davor. In den tropischen Bergwäldern lag die Rate des jährlichen Bergwaldverlusts ab 2010 aber sogar doppelt so hoch wie noch davor. Immerhin: Wird das abgeholzte Gebiet in diesen Regionen sich selbst überlassen, wächst der Wald dort auch am schnellsten wieder nach. Allerdings reicht die Mengen der renaturierten Flächen nicht aus, um den Verlust auszugleichen, wie die Forscher erklären.

Landwirtschaft als größter Treiber in den Tropen

Der stärksten Treiber für den Verlust von Bergwäldern ist in den Tropen vor allem die veränderte Landnutzung – die Rodung und Brandrodung von Wäldern, um Platz für Felder und Plantagen zu gewinnen. “Die dominanten Treiber dort waren der Wanderfeldbau mit 44 Prozent, der Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln für den Export mit 28 Prozent und die kommerzielle Holzgewinnung mit 24 Prozent”, berichten He und sein Team. Die Bergwälder in gemäßigten Breiten wie beispielsweise in Nordamerika wurden hingegen vor allem zur Gewinnung von Holz und Holzprodukten gerodet. “Mehr als 75 Prozent des Verlusts geht dort auf diesen Sektor zurück”, so die Wissenschaftler. Ihre Analysen zeigen aber auch, dass Naturschutzgebiete den Verlust der Bergwälder zumindest bremsen können: “In allen Hotspots der Gebirgs-Artenvielfalt war der relative Waldverlust innerhalb der Schutzgebiete geringer als außerhalb”, berichten die Forscher. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: In einigen Ländern wie Haiti, der Elfenbeinküste oder Nicaragua sind seit 2001 sogar mehr geschützte Bergwälder verloren gegangen als ungeschützte. In Russland, wo vor allem Waldbrände für den Waldverlust verantwortlich waren, galt ähnliches.

Anzeige

Nach Ansicht der Wissenschaftler unterstreichen ihre Ergebnisse, dass die für die Biodiversität wichtigen Bergwälder besser geschützt werden müssen. Dies sei in Zeiten des Klimawandels umso wichtiger, weil die höheren Lagen dann für viele Tiere zum Refugium gegen die fortschreitende Erwärmung werden. “Wir müssen die Integrität der Wälder auf ausreichend großer Fläche bewahren, um den migrierenden Arten genug Raum für dieses Ausweichen zu geben”, betonen He und seine Kollegen. Gleichzeitig sei es aber auch wichtig, die in den Bergregionen lebenden Menschen und ihre Bedürfnisse mit einzubeziehen. “Jede Maßnahme zum Schutz der Bergwälder muss an die lokalen Bedingungen angepasst werden und auch das lokale Wohlergehen und Sicherung des Lebensunterhalts der Bewohner berücksichtigen.”

Quelle: Xinyue He (Southern University of Science and Technology, Shenzhen) et al., One Earth, doi: 10.1016/j.oneear.2023.02.005

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

con mo|to  〈Mus.〉 bewegt (zu spielen) [ital., ”mit Bewegung“]

Me|di|en  〈Pl. von〉 Medium ● neue ~

Bea|nie  〈[bini:] f. 10 od. m. 6 od. n. 15; Mode〉 die Ohren bedeckende, schlaff am Hinterkopf herabhängende Strickmütze [engl.–amerikan., ”kleine, runde, eng am Kopf anliegende Mütze od. Kappe“; vermutlich zu bean, … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige