Ein Weltraumexperiment legt nahe, dass das menschliche Gehirn über ein internes Modell der Gravitation verfügt. Das schreiben der Neurowissenschaftler Joe McIntyre und seine Kollegen vom College de France im Fachblatt Nature Neuroscience.
In dem Experiment fingen Astronauten Bälle auf, die mit einer Federkanone „nach unten“ abgeschossen wurden. Anders als auf der Erde bewegten sich die Bälle mit konstanter Geschwindigkeit statt mit zunehmender Geschwindigkeit unter dem Einfluss des Schwerefeldes. Infrarotkameras zeichneten die Bewegungen der Astronauten beim Fangen auf und Elektroden maßen die elektrische Aktivität der Armmuskeln.
Im Experiment behielten die Astronauten überraschend lange ihre gewohnten Bewegungsabläufe bei: Etwa 15 Tagen lang reagierten die Probanden zu früh, so als wirke noch die Erdbeschleunigung. Erst dann passten sie sich langsam an die neuen Bedingungen an. Ein derart starres, unflexibles Verhalten deute auf ein internes Modell der Gravitationswirkung hin – wie ein spezialisierter Computer, der Beschleunigungen berechne, so die Wissenschaftler.
Mit den Untersuchungen wollen die Wissenschafter verstehen, wie Astronauten auf unerwartete Bewegungen im Weltraum reagieren, um so die Sicherheit von Raummissionen zu erhöhen.
Florian Sander