Handystrahlung kann menschliches Gewebe möglicherweise auf eine bisher unbekannte Weise schädigen: Die elektromagnetischen Felder von Mobiltelefonen könnten zum Zusammenklumpen der Zellen im Gewebe führen. Diese Theorie vertritt der schwedische Wissenschaftler Bo Sernelius von der Universität in Linköping. Bislang konnte er den Effekt jedoch nur an einem stark vereinfachten mathematischen Modell nachweisen. Sernelius beschreibt sein Modell in der Fachzeitschrift Physical Chemistry Chemical Physics (Bd. 6, S. 1363).
Die Kernidee hinter Sernelius Modell ist der hohe Wassergehalt in den Zellen. Jedes Wassermolekül hat eine positiv und eine negativ geladene Seite. Diese beiden unterschiedlich geladenen Pole ziehen sich gegenseitig an, wenn auch nur sehr schwach. In einer Zelle spielt diese Anziehungskraft unter normalen Umständen keine Rolle, denn die Wassermoleküle liegen so durcheinander, dass ihre positiven Pole mal hierhin, mal dorthin gerichtet sind. Das ändert sich jedoch beim Anlegen eines wechselnden elektromagnetischen Feldes, wie es zum Beispiel beim Betrieb eines Mobiltelefons entsteht: Die Wassermoleküle richten sich in einem solchen Feld aneinander aus, ergaben die Berechnungen des Wissenschaftlers.
Mit einem vereinfachten Modell von zwei roten Blutkörperchen konnte Sernelius nun berechnen, wie stark eine solche Ausrichtung die Anziehungskraft zwischen zwei simulierten Zellen verändert: Bei einem Feld mit 850 Megahertz, einer Frequenz im Bereich typischer Mobilfunkfrequenzen, stieg die anziehende Kraft in der Simulation um das 100-Milliardenfache an. Durch eine solch starke Anziehung könnten beispielsweise Blutgefäße kollabieren. Die Zahlenwerte seien wegen der starken Vereinfachung zwar nicht auf lebendes Gewebe übertragbar, schreibt Sernelius. Der Anstieg sei jedoch so deutlich, dass ein ähnlicher Effekt auch in echtem Gewebe vorstellbar sei.
Bislang vermuten viele Wissenschaftler, dass Handystrahlung eine schädigende Wirkung auf menschliches Gewebe besitzen kann. Es konnte jedoch noch kein definitiver Mechanismus dafür gefunden werden. Sicher bekannt ist lediglich der Effekt, dass die Strahlung zu einer Erwärmung des Gewebes führt.
ddp/bdw ? Ilka Lehnen-Beyel