Bestimmte Seevögel können ihr eigenes Insektenschutzmittel herstellen: Die in Alaska heimischen Schopfalken (Aethia cristatella) sondern nach Zitrone riechende Aldehyde ab, die Insekten wie Stechmücken, Läuse und Zecken fernhalten. Das haben amerikanische Forscher mithilfe einer künstlichen Variante des Vogeldufts im Labor nachgewiesen. Die Zitrusnote wirkte dabei ähnlich gut wie kommerziell erhältliche Mittel gegen Insekten.
Die Forscher stellten ein künstliches Substanzgemisch her, dessen Zusammensetzung in etwa dem Vogelduftstoff entsprach. Anschließend träufelten sie die Mischung auf ein Filterpapier, befestigten dieses am Handrücken und griffen damit vorsichtig in einen Käfig mit zehn hungrigen Stechmücken. Die Mücken gehörten der besonders aggressiven Spezies
Aedes aegypti an. Das Mittel war sehr effektiv: Fast allen Stechmücken war der Appetit auf die Hand vergangen. Griffen die Forscher dagegen zur Kontrolle mit einer unbehandelten Hand in den Käfig, stachen die Mücken zu.
Auch von anderen Vögeln sind Mechanismen gegen Insekten bekannt, schreiben Douglas und seine Kollegen. Zum Beispiel reiben manche Vogelarten ihr Gefieder mit duftenden Pflanzenbestandteilen oder mit zerdrückten Ameisen ein, die aggressive Stoffe enthalten. Bislang war jedoch keine chemische Mückenabwehr bekannt, die von den Vögeln selbst produziert wird. Das Mittel der Schopfalken zeigte ähnliche Eigenschaften wie der Wirkstoff Diethyl-m-Toluamid ( DEET), der in vielen kommerziellen Präparaten gegen Mücken und Zecken enthalten ist. Ob aus dem Vogelduftstoff ein neues Insektenschutzmittel für Menschen entstehen könnte, ist noch offen.
Hector Douglas (Universität von Alaska, Fairbanks) et al.: Journal of Medical Entomology, Bd. 42, Nr. 4, S. 647
ddp/wissenschaft.de ? Mareile Müller-Merbach