Ein bereits gegen Bluthochdruck eingesetztes Medikament könnte auch Menschen mit chronischen Lebererkrankungen helfen: In einer kleinen Pilotstudie mit Hepatitis-Patienten ließ der Wirkstoff Losartan bei der Hälfte der Probanden Vernarbungen in der Leber schrumpfen, berichten britische Forscher. Eine solche Fibrose gilt als Vorstufe der Leberzirrhose und erhöht zudem das Risiko für Leberkrebs. Sie kann als Folge von Infektionen, Alkoholmissbrauch, falscher Ernährung oder Autoimmunerkrankungen auftreten und gilt als irreversibel. Die Ergebnisse der Studie böten nun Anlass zur Hoffnung auf neue Therapieansätze gegen die aktuell nicht heilbare Lebervernarbung bei einer Fibrose, kommentiert Studienleiter Derek Mann von der Universität in Newcastle.
Eine Leberfibrose entsteht, wenn das Lebergewebe geschädigt wird, etwa als Folge einer Entzündung bei einer Virus-Hepatitis oder dem Einwirken eines Giftstoffes wie Alkohol. Um diese Entzündung in den Griff zu bekommen, schüttet der Körper sozusagen Zement in die Leber: Er sorgt dafür, dass sich innerhalb des Organs neues Bindegewebe bildet, das sich schließlich in narbenartigen Knoten verhärtet. Gesteuert wird diese Bindegewebsproduktion von Zellen namens Myofibroblasten, die ihre Befehle ? etwa den, sich zu vermehren ? wiederum über einen bestimmten Signalweg erhalten. Wird dieser Signalweg blockiert, das hatten bereits Tierversuche gezeigt, können die Myofibroblasten ihre Aufgabe nicht weiter erfüllen und sterben ab.
Derek Mann und seinem Team gelang es jetzt, ein für diese Blockade wichtiges Puzzlestück zu identifizieren: Sie konnten zeigen, dass das Hormon Angiotensin II, ein Schlüsselhormon der Blutdruckregulation, eine wichtige Rolle im Signalweg spielt. Als sie dessen Wirkung bei Ratten mit Leberfibrose blockierten, schrumpfte auch die Vernarbung in der Leber. Einen ähnlichen Effekt erzielten die Wissenschaftler anschließend auch in einer ersten klinischen Studie. Darin erhielten 14 Freiwillige mit fortgeschrittener Hepatitis C den blutdrucksenkenden Wirkstoff Losartan, der eine Andockstelle von Angiotensin II verstopft. In der Folge ging bei etwa der Hälfte der Patienten die Vernarbung in der Leber ebenfalls zurück.
Genau bei diesen Probanden sei der Spiegel eines bestimmten Biomarkers in der Leber sehr hoch gewesen, erläutert Mann. Mit Hilfe dieses Markers ließe sich daher in Zukunft möglicherweise bereits vor einer Behandlung sagen, ob diese anschlägt oder nicht. Das Team will jetzt mehrere größere Studien starten, an denen auch Patienten mit Leberproblemen durch Übergewicht, Alkoholmissbrauch sowie Erb- und Autoimmunkrankheiten teilnehmen sollen.
Fiona Oakley (Newcastle University) et al.: Gastroenterology, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1053/j.gastro.2009.02.081 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel