Für eine Beurteilung der Behinderungsprogression sei die Studiendauer zwar zu kurz, um signifikante Unterschiede zu zeigen. Aber auch bei den wenigen Patienten, die sich in der EDSS-Skala, einem Instrument zur Messung des Behinderungsgrades, um einen Punkt verschlechterten, zeigten sich in der nur knapp ein Jahr dauernden Beobachtungsfrist tendenzielle Vorteile für die hoch dosierte und häufigere Interferon-Gabe.
Ganz eindeutig ? auch während der relativ kurzen Studiendauer ? waren indes die festgestellten Unterschiede hinsichtlich aktiver Läsionen im Gehirn. In Untersuchungen mit der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) wurde eine 36 Prozent geringere Aktivität von Läsionen bei den höher dosiert behandelten Patienten gemessen. Zwar seien die genauen Zusammenhänge von Kernspinbefunden und klinischem Status von Patienten derzeit noch nicht völlig geklärt, so Heydari, doch sollte man davon ausgehen, dass einmal verloren gegangenes Nervengewebe für immer verloren ist und dass jede Rettung von neuronaler Substanz für die Patienten von Vorteil ist.
Dr. Karsten Beer von der Klinik für Neurologie am Kantonsspital St. Gallen rechnete in diesem Zusammenhang vor, dass ein Patient unter einer frühen, hoch dosierten und höherfrequenten Interferon-Therapie durchschnittlich drei Jahre gewinnt, bevor eine EDSS-Verschlechterung um einen Punkt eintritt. Theoretisch könnte man somit eine drohende Immobilität (EDSS größer oder gleich 6) durch sehr frühren Therapiebeginn bis zu 18 Jahre hinauszögern.