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Honigbienen mögen Raps lieber als Apfelblüten

Erde|Umwelt

Honigbienen mögen Raps lieber als Apfelblüten
Raps
Honigbiene an einer Rapsblüte. (Bild: Albin Andersson)

Raps blüht zur gleichen Zeit wie Apfelbäume und wird wie diese hauptsächlich von Honigbienen bestäubt. Ob nahe Rapsfelder den Apfelanlagen Konkurrenz machen oder die Bestäuberinsekten sogar anlocken, haben nun Forscher untersucht. Es zeigte sich: Honigbienen bevorzugten zwar den Raps, dafür besuchten mehr Hummeln und Wildbienen die Apfelblüten – und sorgten so für eine ausreichende Bestäubung.

Im Frühjahr sind in weiten Teilen Deutschlands große Felder mit gelbblühenden Rapspflanzen zu sehen. Zur gleichen Zeit wie die Kulturpflanze blühen auch Apfelbäume. Beide Pflanzen werden von Insekten bestäubt – hauptsächlich von Honigbienen. Theoretisch müssen die Blüten beider Pflanzen daher um die Bestäuber konkurrieren, wenn beispielsweise eine Apfelplantage an Rapsfelder grenzt. Dabei scheint der Apfel einen Nachteil zu haben: „Apfelblüten produzieren etwas weniger Nektar als Rapsblüten“, so Julia Osterman von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU).

Honigbienen fliegen auf Raps

Welchen Einfluss die stärkere Nektarproduktion der Rapspflanzen auf Honig- und Wildbienen hat und ob dies tatsächlich zu einem Konkurrenzvorteil gegenüber Apfelbäumen führt, haben Osterman und ihre Kollegen untersucht. Vorab vermuteten sie, dass die Massenblüte der Rapspflanzen entweder die Bestäubung der Apfelbäume verringert, weil mehr Insekten den Raps anfliegen, oder aber erhöht, da die vom Raps angelockten Bestäuber auch vermehrt die Apfelblüten besuchen. Für ihre Studie sammelten und zählten die Forscher an zwölf Standorten in Sachsen-Anhalt die Blütenbesucher in Apfelanlagen, in deren Umgebung jeweils unterschiedlich viel Raps angebaut wurde.

Das Ergebnis: Die Rapspflanzen hatten tatsächlich einen Einfluss auf die Bestäubung der Apfelblüten. So zeigte sich, dass die Anzahl der Honigbienen auf den Apfelblüten von Standort zu Standort stark variierte. Sie war besonders hoch, wenn die Bienenvölker direkt in den Anlagen aufgestellt wurden. Waren aber in einem näheren Umkreis der Baumanlagen viele Rapsfelder, wurden die Honigbienen von diesen stärker angelockt und bestäubten weniger Apfelblüten. Insgesamt flogen die Honigbienen bis zu zehn Kilometer am Tag, um den Nektar und Pollen zu sammeln. Im Gegensatz zu den Honigbienen konnten Osterman und ihre Kollegen in Blüten von Apfelbäumen, die in der Nähe von Rapsfeldern lagen, aber weiterhin die übliche Zahl an Hummeln und deutlich mehr Wildbienen nachweisen, als an Anlagen ohne Rapsfelder. Die Wildbienen haben einen deutlich kleineren Sammelkreis als die Honigbienen. „Wir haben die meisten Wildbienen in den Apfelanlagen gesehen, die direkt von Raps umgeben waren“, so Ostermans Kollege Robert Paxton. „Das könnte daran liegen, dass es weniger Konkurrenz gibt, weil die Honigbienen weggelockt werden“, spekuliert der Forscher.

Wildbienen gleichen Bestäubungslücken aus

„Wir haben aber nicht nur die Bienen gezählt, sondern auch die Bestäubungsleistung gemessen“, berichtet Osterman. Dafür wurde ein Teil der Apfelblüten wurde mit einem Netz überzogen, sodass diese nicht von Honig- und Wildbienen sowie Hummeln besucht werden konnten, um zu vergleichen, was passiert, wenn die natürlichen Bestäuber fehlen. „Klar ist, dass sich ohne die Bestäubung von Insekten kaum Äpfel bilden“, so Osterman. Interessant jedoch: Obwohl es weniger Honigbienen bei den von Raps umgebenen Anlagen gab, bildeten sich dennoch genauso viele Äpfel, wie auf Anlagen ohne nahen Raps. Denn der Frucht- und Samenansatz der Apfelbäume blieben laut der Forscher auch ohne die übliche Zahl an Honigbienen bestehen. Das stabile Vorkommen der Hummeln und das erhöhte Dasein von Wildbienen könnte den Verlust der Honigbienen ausgeglichen haben. „Lokale Wildbienenpopulationen könnten den Verlust der Honigbienen bei der Erbringung von Bestäubungsleistungen im Apfel kompensieren, indem sie eine besonders effektive Bestäubung leisten“, resümieren die Wissenschaftler.

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Sie schließen aus ihren Ergebnissen, dass es für Apfelbauern sinnvoll sein könnte, speziell die Ansiedlung von Wildbienen zu fördern. „Kommerziell gehaltene Honigbienen spielen bei der Bestäubung von Apfelbäumen natürlich weiterhin eine große Rolle“, betont Osterman. „Hummeln und andere Wildbienen könnten aber lukrativer sein, da sie ähnlich effektive Bestäuber sind und weniger von anderen Nahrungsangeboten abgelenkt werden.“ Mögliche Maßnahmen für den Wildbienenschutz könnten das Anlegen von Blühstreifen und unter anderem spezielle Nisthilfen sein. Dabei ist zu beachten, dass einige Arten unterirdisch nisten und offene Bodenstellen benötigen. Andere hingegen alte Scheunenmauern und Steilwände in der Umgebung besiedeln. „Wildbienen benötigen auch nach der Obstblüte Nahrungsmöglichkeiten. Das sollte beim Apfelanbau berücksichtigt werden“, ergänzt Paxton abschließend.

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Fachartikel: Agriculture, Ecosystems and Environment, doi: 10.1016/j.agee.2021.107383

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