Es zeigte sich, dass männliche Hunde den Ball nach dem Wiederauftauchen etwa 17 Sekunden lang betrachteten. Dieses Ergebnis war unabhängig davon, ob der Ball seine Größe geändert hatte oder nicht. Anders bei den Hündinnen: Sie schauten nur etwa 11 Sekunden auf Bälle konstanter Ausmaße, wenn sich jedoch die Größe nach der Passage des Sichtschutzes verändert hatte, starrten sie etwa 35 Sekunden auf das Objekt ? doppelt so lange wie die Rüden. Auch das Verhalten der Hündinnen dokumentierte ihre Verwirrung: Sie gaben Laute von sich und blickten hilfesuchend zu ihrem Hundehalter hinauf. Die Reaktion schien auszudrücken: ?Das kann doch nicht sein?. Eine Beispielaufnahme finden Sie unter diesem Link, Credit: Corsin A. Müller et al., ?Biology Letters?, DOI: 10.1098/rsbl.2011.028.
Auch beim Mensch haben Studien schon geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung und bei der geistigen Leistungsfähigkeit gezeigt. Demnach haben Männer durchschnittlich ein etwas besseres räumliches Vorstellungsvermögen, Frauen punkten dagegen bei sprachlichen Leistungen. Forscher sehen als Ursache dafür Unterschiede bei der entwicklungsgeschichtlichen Arbeitsteilung zwischen Männern und Frauen.
Der kanadische Hundeexperte Stanley Coren von der University of British Columbia glaubt, in der aktuellen Studie einen ähnlichen Zusammenhang beim Hund erkennen zu können: Weibliche Tiere müssen in der Lage sein, eine Horde wuselnder Hundewelpen zu hüten. Dabei könnte die feinere Wahrnehmung von Seheindrücken wichtig sein, vermutet der Verhaltensforscher.