Ein internationales Forscherteam hat weiße Blutkörperchen dazu gebracht, Insulin zu produzieren. Mit diesem vielversprechenden Ansatz könnten einmal Patienten mit Diabetes vom Typ 1 behandelt werden. Die Zuckerkranken würden dabei Infusionen dieser Blutzellen erhalten. Da dazu das Eigenblut der Patienten verwendet werden kann, sind Abwehrreaktionen so gut wie ausgeschlossen. Die Wissenschaftler um Bernat Soria vom Institut für Bioingenieurwesen in Alicante (Spanien) haben das Verfahren bereits erfolgreich an Mäusen getestet. Über ihre Untersuchungen berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist (2. April, S. 16).
Die Forscher regten die weißen Blutkörperchen zur Insulinproduktion an, indem sie sie bestimmten chemischen Signalen aussetzten. Diese Substanzen lösen auch die Entwicklung einer embryonalen Stammzelle in eine insulinproduzierende Zelle, eine so genannte
Beta-Zelle, aus. Die weißen Blutkörperchen, die Soria und seine Kollegen in ihrer Studie an Mäusen verwendeten, können im Gegensatz zu embryonalen Stammzellen aus einfachen Blutproben gewonnen werden. Ob die Methode aber überhaupt auf den Menschen übertragbar ist, muss jedoch erst durch weitere Tests überprüft werden.
Typ 1-Diabetes bricht aus, wenn das Immunsystem die insulinproduzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Es gibt Ansätze, die Krankheit durch die Transplantation von Beta-Zellen von Spendern zu therapieren. Verläuft diese erfolgreich, bleiben den Patienten die lästigen Blutzuckerkontrollen und Insulinspritzen erspart. Sie müssen aber ihr Leben lang Medikamente, so genannte Immunsuppressoren, einnehmen, damit ihr Körper die fremden Zellen nicht abstößt. Bisher wurden allerdings nur 500 Patienten auf diese Weise behandelt.
Da das Angebot an Spenderzellen rar ist, versuchen Wissenschaftler schon seit längerem, aus menschlichen embryonalen Stammzellen insulinproduzierende Beta-Zellen für Transplantationen herzustellen. Das wären jedoch ebenfalls körperfremde Zellen, denn sonst müsste der Arzt jedem Patienten individuell Stammzellen entnehmen. Weil das heute aber nicht problemlos möglich ist, wären die so behandelten Diabetiker deshalb ebenfalls auf Immunsuppressoren angewiesen.
ddp/wissenschaft.de ? Sonja Huhndorf