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Internationales Plastikabkommen könnte zu kurz greifen

Erde|Umwelt

Internationales Plastikabkommen könnte zu kurz greifen
Plastikmüll
Ein internationales Abkommen soll künftig Plastikmüll reduzieren helfen. © walid Moujanni/ iStock

Die Vereinten Nationen entwickeln gerade ein internationales, rechtsverbindliches Instrument gegen Plastikverschmutzung. Doch Wissenschaftler sind besorgt, dass dabei die über 10.000 verschiedenen Chemikalien unberücksichtigt bleiben, die in Kunststoffen stecken. Damit wären beschlossene Recycling-Maßnahmen ineffizient und der Plastikvertrag wenig wirksam. Die Forschenden fordern deshalb, diesem Aspekt genügend Beachtung zu schenken.

Kunststoffe sind billig und vielseitig einsetzbar, was sie in unserem modernen Leben allgegenwärtig macht. Doch ebenso allgegenwärtig ist auch der zurückbleibende Plastikmüll, der Landschaften und Meere verschmutzt und sich zu gefährlichem Mikroplastik zersetzt. Im März 2022 beschloss deshalb die Umweltversammlung der Vereinten Nationen, bis 2024 ein globales Plastikabkommen zu schließen, das Vermüllung im gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen minimieren soll.

Vielfältige Inhaltsstoffe machen Recycling ineffizient

Doch manche Wissenschaftler befürchten, dass die Weltgemeinschaft diese einmalige Gelegenheit nicht ausreichend nutzen wird. So sorgen sich zum Beispiel Zhanyun Wang von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt in der Schweiz und Antonia Praetorius von der Universität Amsterdam, dass die hochdiverse chemische Zusammensetzung von Kunststoffen bei den Verhandlungen nicht genug Beachtung finden könnte. Denn aktuell können in Kunststoffen mehr als 10.000 verschiedene Chemikalien stecken, was sich negativ auf deren Recycling auswirkt, wie Wang und Praetorius erklären.

„Die enorme Vielfalt der Chemikalien in verschiedenen Kunststoffprodukten macht die unterschiedlichen Abfallströme inkompatibel. Diese Inkompatibilität kann die Qualität von Recycling-Produkten erheblich beeinträchtigen, was zu ‚Downcycling‘ und zu giftigen Abfällen führt, die zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen erfordern“, so Wang. Diese giftigen Abfälle stellen eine Gefahr für Umwelt und Gesundheit dar. Das Ärgerliche daran: Diese enorme chemische Vielfalt ist laut den beiden Wissenschaftlern nicht einmal nötig und lediglich einem Mangel an Koordination zwischen den Herstellern geschuldet. Demnach seien Kunststoffe verschiedener Hersteller oft unterschiedlich chemisch zusammengesetzt, obwohl sie denselben Zweck erfüllen.

Globale Standards gefordert

Das muss sich ändern, fordern die Forschenden. Die anstehenden Verhandlungen über den Plastikvertrag seien eine einmalige Möglichkeit, solche Änderungen international verbindlich durchzusetzen. Ein Abkommen ohne Berücksichtung des Inhaltsstoffproblems wäre nach Einschätzung der Wissenschaftler dagegen kaum wirksam. Wang und Praetorius empfehlen den Verhandlungsführern daher, die Diversität an Inhaltsstoffen global zu beschränken. Dadurch sollen die Chemikalien, die in den Produkten verschiedener Hersteller stecken, transparent gemacht, standardisiert und so simpel wie möglich gehalten werden.

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Die Vereinten Nationen sollen außerdem Anreize für Kunststoff-Hersteller schaffen, auch wirklich auf die neue Handhabung einzugehen. Eine Möglichkeit bestünde darin, dass „unnötig“ diverse Rezepturen zu steuerlichen Nachteilen führen. Wang und Praetorius sehen in ihren Forderungen die nötigen Grundpfeiler für eine wirksame Kreislaufwirtschaft weltweit, bei der effizientes Recycling stattfinden kann. Sie hoffen, dass sie bei den anstehenden Verhandlungen einfließen werden.

Quelle: Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt; Fachartikel: Environmental Science & Technology Letters, doi: 10.1021/acs.estlett.2c00763

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