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Kälber-Streicheln hilft auch dem Bauern

Vorteile durch enge Mensch-Tier-Beziehung

Kälber-Streicheln hilft auch dem Bauern
Kalb
Vom regelmäßigen Streicheln profitieren Rind und Besitzer. (Foto: Marc Decker)
Streicheln tut nicht nur unseren Haustieren gut – auch bei der Aufzucht von Milchkühen wirkt sich Zuwendung positiv aus: Werden Kälbchen häufiger gestreichelt, dann wachsen sie schneller und geben später als Kühe mehr Milch, wie ein Experiment belegt.

In der konventionellen Milchwirtschaft haben es Kälber nicht leicht: Schon am Tag ihrer Geburt werden sie von ihren Müttern getrennt, statt wie es die Natur vorsieht, von diesen gesäugt zu werden. Die jungen Kälbchen müssen eine Zeit lang sogar komplett alleine zurechtkommen, denn sie werden meist zunächst einzeln gehalten. Erst später leben sie in Kälbergruppen zusammen. Menschen begegnen ihnen meist nur beim Füttern.

Drei Minuten Streicheln am Tag

Doch es geht auch anders – und davon profitieren dann sowohl die Kälber als auch der Landwirt, wie Forscherinnen der Veterinärmedizinischen Universität Wien nun festgestellt haben. In ihrem Experiment haben Stephanie Lürzel und ihre Kolleginnen untersucht, welche Wirkungen positive Zuwendung in Form regelmäßigen Streichelns auf die Entwicklung der Kälber hat.

Dafür streichelten und kraulten die Forscherinnen etwa 50 Holstein-Kälber nach der Geburt zwei Wochen lang jeden Tag mindestens drei Minuten lang an einer ganz bestimmten Stelle: am unteren Hals. „Wir haben bei früheren Untersuchungen herausgefunden, dass Kühe es besonders genießen, an dieser Stelle gestreichelt zu werden. Sogar die Herzfrequenz der Tiere sinkt währenddessen“, sagt Lürzel. 50 weitere Kälber mussten ohne diese Streicheleinheiten auskommen.

Gestreichelte Kälber wachsen schneller

Wie sich zeigte, tut das Streicheln nicht nur der Kälberseele gut, auch ihr körperliches Befinden profitiert: Etwa 90 Tage nach der Geburt hatten die gestreichelten Kälber mehr Gewicht als die nicht gestreichelten. Die menschliche Zuwendung scheint sich demnach ganz direkt auf die Gewichtszunahme bei den Tieren auszuwirken.

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Und das ist auch für Landwirte eine gute Nachricht: Erst vor wenigen Jahren ergab eine Studie, dass Kälber, die schneller zunehmen, später als Kühe auch mehr Milch geben. „Die von uns untersuchten und gestreichelten Kälber hatten zum Zeitpunkt des Absetzens von der Milch eine etwa drei Prozent höhere Gewichtszunahme als die nicht gestreichelten“, berichtet Lürzel. „Das ließe sich laut der genannten Studie in etwa 50 Kilogramm mehr Milch pro Kuh und Jahr umrechnen.“

Bessere Mensch-Tier-Beziehung

Und noch einen Vorteil hat das Streicheln der Kälber: Sie gewöhnen sich an die Gegenwart des Menschen und fassen Vertrauen. Das macht sie auch später als Jungkühe weniger schreckhaft.
Bei den Experimenten zeigte sich, dass Kälber aus der „Streichelgruppe“ einem Menschen nicht so schnell auswichen wie die nicht gestreichelten Artgenossen. Das ändert sich allerdings radikal, wenn die Kälber ohne Betäubung schmerzhaft enthornt werden. Das zuvor erlangte Vertrauen muss danach erst wieder mühsam zurückgewonnen werden.

„In der Praxis empfehle ich Landwirten, regelmäßig freundlichen Kontakt zu ihren Tieren zu pflegen“, sagt Lürzel. „Auch wenn sie drei Minuten pro Tag und Kalb nicht schaffen, hat der regelmäßige Kontakt über einen längeren Zeitraum auf jeden Fall positive Auswirkungen auf die Tiere.“ Die Meinung einiger Landwirte, wonach Rinder Furcht vor dem Menschen haben sollten, um mit ihnen gut arbeiten zu können, sei dagegen nicht haltbar. Der regelmäßige freundliche Kontakt mit den Tieren wirke sich letztendlich auch auf wirtschaftlicher Ebene positiv aus.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

© natur.de – Nadja Podbregar
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