Um diesen Problemen aus dem Weg zu gehen, entwickelten die Forscher um Jianrong Li jetzt eine neue Technik, die eine Impfung gegen die hartnäckigen Viren möglich machen könnte: Sie bauten in das Erbgut des sogenannten Vesicular Stomatitis Virus (VSV) das Capsidgen eines Norovirus ein. Capside sind Eiweißstrukturen, in denen das Erbgut des Virus verpackt ist und die bei den Noroviren von außen zugänglich sind. Durch diesen gentechnischen Trick imitierten die entstandenen Kunst-Viren die Oberfläche eines Norovirus. Anschließend testeten die Wissenschaftler diese Viruspartikel im Mausmodell: Den Nagern wurden entweder die künstlichen Viren oder ein anderer potenzieller Impfstoffkandidat verabreicht, der ohne den Trick hergestellt worden war. Ergebnis: Nach zwei Wochen konnten die Forscher im Blut derjenigen Mäuse, die die Kunst-Viren bekommen hatten, 25-mal mehr Antikörper gegen das Norovirus nachweisen als im Blut der Nager aus der Vergleichsgruppe.
Offensichtlich ließ sich das Immunsystem der Mäuse durch den potenziellen Impfstoff täuschen und erkannte in den rekombinanten Viren fälschlicherweise ein Norovirus, interpretieren die Forscher. Bei den Tieren waren während des Experiments zudem keinerlei Krankheitssymptome zu beobachten. Das sei ein Indiz dafür, dass sie die Viren offensichtlich erfolgreich bekämpfen konnten, sagen die Forscher. Damit kommen die neu entwickelten Viren als ein denkbarer Impfstoff in Frage – zumal Menschen sehr selten mit dem verwendeten VS-Virus infiziert werden, erklärt Studienleiter Li. Die Forscher planen jetzt, den potenziellen Impfstoff in umfangreichen Tierversuchen weiter zu testen. Außerdem wollen sie ihn noch wirksamer machen, indem sie weitere Norovirus-Gene einbauen.