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Kampf den Noros

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Kampf den Noros
US-amerikanische Wissenschaftler sind der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Noroviren einen großen Schritt näher gekommen: Sie bauten in das Erbgut eines für den Menschen ungefährlichen Virus ein Gen des Durchfallerregers ein, so dass es für das Immunsystem aussah wie ein Norovirus. Bei Mäusen hat sich der Ansatz bereits bewährt: Nager, denen die künstlichen Viren verabreicht wurden, bildeten Antikörper gegen das Norovirus und bekämpften die vermeintlichen Erreger erfolgreich. Damit ist es den Wissenschaftlern erstmals gelungen, das Problem zu umgehen, dass die Noroviren sich weder in Zellkulturen züchten lassen noch im Tiermodell getestet werden können.

Das Norovirus ist der Auslöser einer heftigen Magen-Darm-Erkrankung, die mit Magenkrämpfen, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen einhergeht. Der Erreger ist auf der ganzen Welt verbreitet und hoch ansteckend: Schon zehn Viruspartikel reichen aus, um Symptome zu verursachen. Eine Impfung gegen das Virus gibt es bisher nicht – unter anderem, weil die Viren so schwer zu erforschen sind. So existieren viele verschiedene Norovirusstämme, die sich zudem auch noch sehr schnell verändern. Außerdem ist es nicht möglich, sie im Labor in Zellkulturen zu züchten. Und sie können nur im menschlichen Körper existieren, so dass es auch keine geeigneten Versuchstiere gibt, an denen sich ein möglicher Impfstoff testen ließe.

Um diesen Problemen aus dem Weg zu gehen, entwickelten die Forscher um Jianrong Li jetzt eine neue Technik, die eine Impfung gegen die hartnäckigen Viren möglich machen könnte: Sie bauten in das Erbgut des sogenannten Vesicular Stomatitis Virus (VSV) das Capsidgen eines Norovirus ein. Capside sind Eiweißstrukturen, in denen das Erbgut des Virus verpackt ist und die bei den Noroviren von außen zugänglich sind. Durch diesen gentechnischen Trick imitierten die entstandenen Kunst-Viren die Oberfläche eines Norovirus. Anschließend testeten die Wissenschaftler diese Viruspartikel im Mausmodell: Den Nagern wurden entweder die künstlichen Viren oder ein anderer potenzieller Impfstoffkandidat verabreicht, der ohne den Trick hergestellt worden war. Ergebnis: Nach zwei Wochen konnten die Forscher im Blut derjenigen Mäuse, die die Kunst-Viren bekommen hatten, 25-mal mehr Antikörper gegen das Norovirus nachweisen als im Blut der Nager aus der Vergleichsgruppe.

Offensichtlich ließ sich das Immunsystem der Mäuse durch den potenziellen Impfstoff täuschen und erkannte in den rekombinanten Viren fälschlicherweise ein Norovirus, interpretieren die Forscher. Bei den Tieren waren während des Experiments zudem keinerlei Krankheitssymptome zu beobachten. Das sei ein Indiz dafür, dass sie die Viren offensichtlich erfolgreich bekämpfen konnten, sagen die Forscher. Damit kommen die neu entwickelten Viren als ein denkbarer Impfstoff in Frage – zumal Menschen sehr selten mit dem verwendeten VS-Virus infiziert werden, erklärt Studienleiter Li. Die Forscher planen jetzt, den potenziellen Impfstoff in umfangreichen Tierversuchen weiter zu testen. Außerdem wollen sie ihn noch wirksamer machen, indem sie weitere Norovirus-Gene einbauen.

Jianrong Li (Ohio State University, Columbus) et al: Journal of Virology, doi:10.1128/JVI.02332-10 dapd/wissenschaft.de – Peggy Freede
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