In einer aufwändigen Studie hatte Martin Weggler von der Universität Zürich in zwei Walliser Dörfern die Hausrotschwänze über drei Jahre hinweg beobachtet. Dabei entdeckte er, dass die Vogelmännchen beim Herbstgesang von August bis Oktober nicht nur ihre Stimmbänder trainierten. Die Tiere zeigten ein klares Territorialverhalten: Die singenden Männchen jagten ihre Nachbarn und vertrieben Eindringlinge. Das Kampfesgeschrei lohnte sich: Die Hausrotschwänze-Männchen konnten nach der Überwinterung im Mittelmeerraum ihre im vergangenen Herbst besetzten Reviere alle zurückerobern und sich oft mit demselben Weibchen paaren.
Wissenschaftler hatten bisher mehrere Theorien für die Herbstgesänge vorgeschlagen: Eine Umstellung des Hormonhaushalts nach der Herbstmauser, ein erhöhtes Kontaktbedürfnis im Herbst oder etwa Langeweile kurz vor dem Abflug in Richtung Süden und starker Betätigungsdrang. Nun ist jedoch – zumindest für den Hausrotschwanz – bewiesen, dass die Herbstgesänge den Vögeln große Startvorteile im kommenden Frühling bringen.
Frieder Graef und NZZ