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Kehlige Rufe

Erde|Umwelt

Kehlige Rufe
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Die 3D-Computertomografie des Schädels einer Fledermaus, die sich nicht mit Lauten über den Kehlkopf orientiert, offenbart eine Lücke: Der Stylohyal-Knochen (blau) verbindet den Kehlkopf nicht mit den Knochen, die das Trommelfell (gelb) umgeben. Bild: Robarts Research Institute
Einige Fledermausarten stoßen ihre Echosignale mit einer jetzt in ihrem Schädel entdeckten Knochenkonstruktion über den Kehlkopf aus. Damit lassen sie sich eindeutig von den Fledermäusen abgrenzen, die sich mit Klicklauten der Zunge orientieren oder ganz ohne Echo-Ortung navigieren. Auf den speziellen Knochenmechanismus ist ein internationales Forschungsteam gestoßen, als es Computertomografien von Fledermausschädeln auswertete. Die Entdeckung hat auch Konsequenzen für die Bewertung der Urahnen der Fledermäuse: Bei der ältesten bekannten Fledermaus, die vor rund 50 Millionen Jahren lebte, wurde angenommen, dass sie ohne Echo-Ortung navigierte. Nun haben die Wissenschaftler die Knochenverbindung auch in dem Fossil nachgewiesen.

Die meisten Fledermäuse orientieren sich beim Flug, indem sie Laute ausstoßen und das Echo wieder aufnehmen. Dabei entstehen in ihrem Gehirn für die Navigation Bilder der Umgebung. Die größte Gruppe bilden dabei die Arten, die Signale über den Kehlkopf ausstoßen.

Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler mit Computertomografie-Systemen detaillierte 3D-Scans der inneren Anatomie von 26 Fledermausarten hergestellt. Die Tiere gehörten zu elf unterschiedlichen evolutionären Abstammungslinien. Auf den Computertomografie-Bildern entdeckten die Forscher, dass der Stylohyal-Knochen den Kehlkopf mit den Knochen in der Nähe des Trommelfells verbindet. Allerdings war diese Verbindung nur bei den Tieren zu finden, die ihre Echo-Ortung über den Kehlkopf ausübten. Nach Ansicht der Forscher, wird diese spezielle Knochenkonstruktion in Zukunft eine präzisere Systematisierung der Fledermäuse ermöglichen.

„Diese Entdeckung verändert auch die Bewertung fossiler Fledermausfunde“, erklärt Brock Fenton von der Western Ontario Universität. Untersuchungen am ältesten Fledermausfossil (Onychonycteris finneyi) hatten bisher ergeben, dass sich dieses Tier wohl nicht über Echo-Ortung im Raum orientierte. Doch das Fossil verfügt, wie die Tiere, die sich über den Kehlkopf orientieren, über die Verbindung zwischen Kehlkopf und den Knochen am Trommelfell. Schon diese Ur-Fledermaus dürfte sich also mit Echosignalen im Raum bewegt haben. Nach Ansicht der Forscher wird damit auch der alte Streit neu angefacht, ob die Vorfahren der heutigen Fledermäuse zuerst fliegen konnten oder ob sich zuerst ihr Echo-Ortungs-System entwickelte.

Brock Fenton (Western Ontario Universität, Ontario, Kanada) et al.: Nature, doi: 10.1038/nature08737 ddp/wissenschaft.de ? Regula Brassel
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