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Kein Schutz für Frauen

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Kein Schutz für Frauen
Die Beschneidung von HIV-infizierten Männern schützt deren weibliche Geschlechtspartner nicht vor einer Ansteckung mit dem Aids-Erreger. Das schließen afrikanische Forscher aus einer klinischen Studie in Ruanda, in der sie das Auftreten von Neuansteckungen weiblicher Partnerinnen von beschnittenen und unbeschnittenen HIV- infizierten Männern verglichen. Fazit: Sie konnten keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen feststellen. Frühere Studien, die auf ein reduziertes Ansteckungsrisiko durch eine Beschneidung hindeuteten, können durch diese Ergebnisse daher nicht gestützt werden. Die Schutzfunktion der Beschneidung für die Männer selbst werde damit jedoch nicht in Zweifel gezogen, so die Forscher.

Die ugandischen Forscher untersuchten von 2003 bis 2007 den Effekt einer Beschneidung von HIV-infizierten Männern auf die Übertragung des Virus auf deren Partnerinnen. Zugelassen waren Männer zwischen 15 und 49 Jahren, die bereits mit HIV infiziert waren, nicht beschnitten waren und keine medikamentöse Therapie machten. Insgesamt nahmen 922 Männer an der Studie teil, für die Auswertung wurden jedoch nur 92 Paare in der behandelten und 67 Paare in der Kontrollgruppe berücksichtigt. Die Männer in der behandelten Gruppe wurden zu Beginn der Studie beschnitten, diejenigen in der Kontrollgruppe erst nach 24 Monaten. Damit wollten die Forscher einer Stigmatisierung unbeschnittener Männer vorbeugen.

Sowohl die männlichen als auch die weiblichen Teilnehmer wurden 6, 12 und 24 Monate nach Beginn der Studie untersucht und zu ihrem Sexualverhalten und ihrer Gesundheit befragt. Dazu gehörten Fragen zum Gebrauch von Kondomen, der Anzahl Geschlechtspartner und der Einstellung zum Wissen um die eigenen Krankheitsdaten. Nach 24 Monaten hatten sich in der behandelten Gruppe 13 Prozent der Frauen mit dem Virus angesteckt, in der Kontrollgruppe sogar 22 Prozent. Statistisch sei dieser Unterschied nicht signifikant, die Beschneidung von HIV-infizierten Männern scheint also das Risiko einer Virenübertragung auf gesunde weibliche Partner nicht zu reduzieren, sagen die Forscher. Weil sich in der Kontrollgruppe dennoch mehr Frauen ansteckten, brachen sie die Studie vorzeitig ab.

Die Gründe für das eher unerwartete Ergebnis sind den Wissenschaftlern nicht genau bekannt. Möglicherweise bestehe ein Zusammenhang zum Alter und dem Verwenden von Kondomen. Dennoch sollten Programme zur Förderung der Beschneidung gestärkt werden, berichten die Forscher. Denn aus früheren Studien ist bekannt, dass eine Beschneidung das Risiko für eine Neuansteckung bei den Männern selbst um bis zu 60 Prozent reduzieren kann. Auch bereits HIV-infizierten Männern sollte eine Beschneidung nicht vorenthalten werden, um eine Stigmatisierung in der Bevölkerung zu verhindern, sagt Studienleiterin Maria Wawer.

Maria Wawer (Raiki Health Sciences Program im Rakai District) et al.: The Lancet, Bd 374, S.229 ddp/wissenschaft.de ? Stefanie Strauch
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