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Kleine Fische, große Lerner

Erde|Umwelt

Kleine Fische, große Lerner
Fische sind lernfähiger als bislang gedacht: Britische Forscher konnten zeigen, dass Zwergstichlinge ihre Artgenossen beobachten und dabei abschätzen, ob deren Futterquelle ertragreicher ist als die eigene. Ist sie es, schwimmen sie zur neuen Futterquelle. Ist sie es nicht, bleiben sie bei ihrer eigenen. Trotz ihres kleinen Gehirns haben diese Fische damit geistige Fähigkeiten, wie sie im Tierreich bisher kaum nachgewiesen wurden, berichten die Forscher um Jeremy Kendal von der Universität in Durham.

Die Forscher fingen rund 300 Zwergstichlinge aus einem natürlichen Gewässer und setzten sie im Labor in Aquarien mit je zwei Fütterungsmaschinen, sogenannten Feedern. Eine davon lieferte viele Würmer, die andere wenige. In einer ersten Phase beobachteten die Forscher, welchen Feeder die Fische bevorzugten. In einer zweiten Phase konnten diese Fische dann anderen zuschauen, während diese Würmer aus den Feedern fraßen. Die Anordnung der Feeder war jedoch vertauscht ? der futterreiche Feeder stand am Ort, an dem zuvor der futterarme war und umgekehrt.

Die Fische beobachteten genau, wie groß die Ausbeute bei ihren Artgenossen war, entdeckten die Forscher. Wenn der Feeder mehr Futter hergab als zuvor bei ihnen selbst, kopierten sie das Verhalten ihrer Artgenossen und schwammen ebenfalls bevorzugt zu der ertragreicheren Nahrungsquelle ? obwohl ihres Wissens nach der futterreiche Feeder in der anderen Ecke stand. Spuckte die Maschine hingegen weniger Würmer aus als zuvor bei ihnen selbst, kopierten sie das Verhalten der anderen Fische nicht. Je mehr Futter der Feeder hergab, desto eher waren die Tiere bereit, das Verhalten ihrer Artgenossen zu imitieren. War der Ertrag allerdings ähnlich wie ihr eigener, zeigten sich die Fische häufig unschlüssig, wie sie sich entscheiden sollten. Sie schienen also regelrecht abzuwägen, ob ihre Erfahrung oder die ihrer Artgenossen für sie wertvoller war und optimierten daraus ihr Verhalten, schließen die Wissenschaftler.

Derartige soziale Lernfähigkeiten gelten in der Wissenschaft als die Grundlage der Entstehung von Kultur ? einer Eigenschaft, von der lange Zeit angenommen worden war, sie sei dem Menschen vorbehalten. Die neuen Ergebnisse lassen jedoch darauf schließen, dass sich solche Verhaltensweisen auch bei Tieren entwickelt haben und vor allem, dass sie sich auch ohne ein großes Gehirn entwickeln können. Die Wissenschaftler um Kendal glauben, dass Zwergstichlinge ausgeklügelte Lernfähigkeiten besitzen, die im Tierreich bisher nicht gefunden wurden.

Jeremy Kendal (Universität in Durham) et al.: Behavioral Ecology , doi: 10.1093/beheco/arp016 ddp/wissenschaft.de ? Stefanie Strauch
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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