Auch die Anzahl der Arbeiterinnen variierte sehr stark, entdeckte Kaspari. Eine Kolonie aus einem kalten Kiefernwald bestand beispielsweise lediglich aus 63 Arbeiterinnen, während ein Staat aus einer heißen Wüstenregion mehr als 9.000 Arbeiterinnen beherbergte. Ähnliche Unterschiede gab es auch bei der Körpergröße der einzelnen Tiere: In einem Bergwald mit kaltem Klima waren die Arbeiterinnen 40-mal größer als die in einer wüstenähnlichen Hochebene.
Nach Kasparis Ansicht entscheidet hauptsächlich eine Kosten-Nutzen-Rechnung über Kolonien- und Individuengröße. In einer warmen Umgebung übersteigt beispielsweise der Aufwand für die Versorgung einer wachsenden Larve den Gewinn, den die Arbeiterin später der Kolonie einbringt. Je früher die Tiere selbstständig werden, desto geringer ist demnach dieser Verlust. Anstatt zusätzliche Ressourcen also lange in die Aufzucht des Nachwuchses zu investieren, versorgen die Ameisen lieber ihre Königin, die dann mehr Eier produziert.
Ein weiterer Faktor ist das Risiko, von einem Feind gefressen zu werden, schreibt Kaspari: In einem Volk mit vielen Arbeiterinnen ist der Verlust einzelner Tiere weniger schlimm als in einem mit wenigen. Da es in warmen Gebieten mehr Fressfeinde gibt als in kühleren, ist hier eine Staatenstruktur mit vielen Arbeiterinnen daher vorteilhafter.