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Klimaflüchtlinge: Zu arm, um zu gehen?

Erde|Umwelt

Klimaflüchtlinge: Zu arm, um zu gehen?
Flüchtlinge
Flüchtlinge in Afrika. © sadikgulec/ iStock

In vielen Regionen der Erde trägt der Klimawandel zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen der Menschen bei. Gängigen Prognosen zufolge könnte dies zu wachsenden Migrationsströmen führen. Doch jetzt enthüllt eine Studie, dass auch das Umgekehrte gelten kann: Gerade in den ärmsten Ländern verringert die Klimakrise die Einkommen so stark, dass den Menschen dort die Mittel für das Auswandern fehlen. Sie bleiben daher trotz Not meist in ihrem Land.

Ob durch zunehmende Dürren und Hitzewellen, durch eine schleichende Erosion des Bodens oder die steigenden Meeresspiegel: Immer mehr Menschen weltweit sind vom Klimawandel und seinen Begleiterscheinungen betroffen. Gerade in landwirtschaftlich geprägten Regionen nehmen Überflutungen, Starkregen oder aber ausbleibende Regenfälle vielen die Lebensgrundlage. In jüngster Zeit kommt es dadurch immer häufiger zu Missernten und Hungersnöten. Als Folge bleibt vielen Menschen nichts anders übrig, als ihre Heimat zu verlassen.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Migration aus?

Schon vor mehr als zehn Jahren sagte die UN voraus, dass der Klimawandel die Zahl der Flüchtlinge weltweit erhöhen wird: „Der Klimawandel könnte zum Hauptfluchtgrund werden. Er verstärkt den Wettstreit um die Ressourcen – Wasser, Nahrungsmittel, Weideland – und daraus können sich Konflikte entwickeln“, erklärte António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, beim Weltklimagipfel 2009. Allein im Jahr 2021 haben laut Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) rund 23,7 Millionen Menschen ihre Heimat aufgrund von Dauerregen, langanhaltenden Dürren, Hitzewellen und Stürmen verlassen.

Während der größte Teil der Klimaflüchtlinge innerhalb des eigenen Landes umsiedelt, nutzen andere die Chance, anderswo nach neuen Möglichkeiten für ihren Lebensunterhalt zu suchen. Doch was heißt das konkret? Wie der Klimawandel die Migration längerfristig beeinflusst, haben Albano Rikani vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und seine Kollegen näher untersucht. Sie wollten wissen, wie stark der Klimawandel das Einkommensniveau in reichen, mittleren und armen Ländern beeinflusst und was dies für die Zahl der Klimaflüchtlinge aus diesen Ländern bedeutet. Dafür nutzten sie eine Modellsimulation auf Basis von Daten zum Bruttoinlandsprodukt und zur Migration der Länder in der Zeit von 1990 bis 2021.

Die Ärmsten müssen bleiben

Die Auswertungen ergaben: „Der Klimawandel verringert das Wirtschaftswachstum in fast allen Ländern der Welt“, berichtet Rikanis Kollege Jacob Schewe. „Dies wirkt sich aber in ärmeren und reicheren Ländern sehr unterschiedlich aus.“ So hat die Menge der Klimaflüchtlinge in den meisten Ländern weltweit zwar leicht zugenommen oder ist in etwa gleichgeblieben. Dies gilt auch für Europa oder die Migration von Menschen aus Lateinamerika nach Nordamerika. Doch gerade in ärmeren Regionen wie im südlichen Afrika oder Teilen Südostasiens führt ein zunehmender Klimawandel offenbar eher zu weniger Migration. „Bemerkenswerterweise gibt es kaum verstärkte Migration zwischen Afrika und Europa oder zwischen Süd- und Südostasien und Europa, Nordamerika und Ozeanien“, berichten die Forscher.

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Der Klimawandel scheint demnach die Flucht vom globalen Süden in den globalen Norden weniger zu fördern als landläufig angenommen. Aber warum? Einen möglichen Grund dafür liefern frühere Studien zu Migrationsströmen: Sie hatten festgestellt, dass die meisten Flüchtlinge aus Ländern mit eher mittleren Einkommen stammen. „Sowohl aus Ländern mit hohem als auch aus Ländern mit sehr niedrigem Einkommensniveau wandern relativ wenige Menschen aus. Bei den armen Ländern liegt das unter anderem daran, dass sich viele Menschen einfach die Ausreise nicht leisten können“, erläutert Co-Autor Christian Otto vom PIK. Wenn der Starkregen, Dürren oder Überschwemmungen den Menschen in diesen Gegenden die Existenz raubt, haben sie nicht die Mittel, um in einem anderen Land neu anzufangen. Arme Menschen bleiben dadurch oft in ihrem Heimatland, auch wenn sie dort in Not geraten. „In armen Ländern fehlen vielen Menschen in Not die Mittel, um auswandern zu können. Ihnen bleibt keine Wahl als zu bleiben, wo sie sind“, sagt Rikani.

Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung; Fachartikel: Environmental Research Letters, doi: 10.1088/1748-9326/aca6fe

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