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Klimawandel: Mehr Frostschäden im Apfelanbau

Erde|Umwelt

Klimawandel: Mehr Frostschäden im Apfelanbau
Apfelblüte
Blühender Apfelbaum.(Bild: Wakila/ iStock)

Es scheint paradox: Der fortschreitende Klimawandel könnte zu mehr Frostschäden im deutschen Apfelanbau führen, wie eine Studie nun bestätigt. Ausgerechnet die wichtigen Anbaugebiete am Bodensee und im Alten Land bei Hamburg müssen demnach bei einer Erwärmung von zwei Grad mit bis zu zehn Prozent mehr Frostschäden rechnen. Der Grund ist die abnehmende Synchronisation von Blütezeitpunkt und Klimaverlauf. In Süddeutschland könnte die Apfelblüte in manchen Jahren sogar komplett ausbleiben.

Der Klimawandel sorgt nicht nur für wärmere Temperaturen und mildere Winter, er hat auch schon jetzt die Vegetationsperioden vieler Pflanzen verschoben. Weil es im Frühjahr früher warm wird, treiben Pflanzen zeitiger aus und beginnen auch früher mit der Blüte. “Bereits heute lässt sich beobachten, dass Apfelbäume oftmals früher blühen als noch vor zwanzig Jahren”, berichtet Peter Pfleiderer von Climate Analytics und der Humboldt-Universität zu Berlin.

Wer ist schneller: der Klimawandel oder die Apfelbäume?

Doch welche Folgen hat dies für den zukünftigen Apfelanbau? Bekannt ist, dass eine frühere Blüte der Apfelbäume das Risiko dafür erhöht, dass sie von einer späten Frostperiode erwischt werden – dadurch kann es zu erheblichen Frostschäden an den sensiblen Blüten kommen. Entscheidend für die Zukunft ist daher die Frage, wie stark die Synchronisation von Vegetationsperiode und Klima durch den Klimawandel aus dem Tritt gerät. Gleichen die wärmeren Temperaturen das Nachvornerücken der Blüte aus, indem Frostperioden rechtzeitig seltener werden? Oder sind die Apfelbäume “zu schnell” und werden daher vorübergehend sogar noch häufiger Opfer von Frühlingsfrösten?

Um diese Fragen zu klären, haben Pfleiderer und sein Team drei Klimaszenarien miteinander verglichen: das aktuelle Klima mit einer Erderwärmung von einem Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau sowie zwei Zukunftsszenarien mit Erwärmungen von 1,5 Grad oder zwei Grad. Der Blütebeginn hängt von den jeweiligen Witterungsbedingungen des vorhergehenden Winters ab und wurde in den Simulationen mit Hilfe von phänologischen Modellen geschätzt. “Damit konnten wir in der Studie den Blütebeginn sowie die letzten Frosttage für jedes Jahr spezifisch analysieren, was detaillierte Aussagen zu Frostrisiken erlaubt”, erklärt Mitautorin Inga Menke von Climate Analytics.

Mehr Frostschäden trotz Erwärmung

Das Ergebnis: Obwohl die Gesamtzahl der Frosttage durch die Erwärmung abnimmt, reicht dieser Effekt nicht aus, um die Apfelbäume vor Frostschäden zu schützen – im Gegenteil. Wie die Forscher ermittelten, kann es in einigen Regionen Deutschlands in Zukunft sogar häufiger zu Ernteeinbußen durch Frosteinfall während und nach der Blüte kommen. Sowohl im Norden als auch im Süden Deutschlands erhöht sich demnach bei einer Erwärmung um zwei Grad die Wahrscheinlichkeit für Frostschäden um bis zu zehn Prozent. Besonders betroffen sind von dieser Entwicklung ausgerechnet die wichtigen Apfelanbaugebiete am Bodensee und im Alten Land bei Hamburg. Für Mitteldeutschland war dagegen keine eindeutige Tendenz erkennbar.

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Die Apfelanbauer in Deutschland müssen sich wohl oder übel auf die kommenden Veränderungen einstellen. Denn eine Erwärmung um 1,5 oder zwei Grad wird es höchstwahrscheinlich in jedem Falle geben, selbst bei schnellem Klimaschutz. Immerhin gibt es einige Anpassungsmaßnahmen: “So können beispielsweise robustere Apfelsorten oder die Besprenkelung von Apfelplantagen noch vor dem Frost die Blüten vor dem Verfrieren schützen”, sagt Pfleiderers Kollege Carl-Friedrich Schleussner. “Allerdings sind solche Maßnahmen immer mit höheren Kosten verbunden und auch abhängig von ausreichend Wasserverfügbarkeit.” Und noch etwas kommt hinzu: Wenn es im Winter wegen der Erwärmung nicht mehr ausreichend friert, dann könnte die Apfelblüte bei einigen Sorten sogar ganz ausbleiben, weil den Bäumen der Auslösereiz fehlt.

Quelle: Humboldt-Universität zu Berlin; Fachartikel: Climatic Change, doi: 10.1007/s10584-019-02570-y

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