Als wechselwarme Tiere sind Insekten besonders auf die Temperaturen ihrer Umwelt angewiesen. Ihre Entwicklung, das Timing ihrer Lebensstadien und auch ihr Verhalten sind an bestimmte Klimabedingungen angepasst. Was aber, wenn sich diese rapide verändern, wie beim aktuellen Klimawandel der Fall? Schon länger zeigen Laborversuche, dass viele Insektenarten bei einer Erwärmung des Klimas kleiner bleiben – sie schrumpfen.
Käfer aus den letzten hundert Jahren
„Aber angesichts der Myriaden von biotischen und abiotischen Faktoren, die die Körpergröße eines Organismus im Freiland beeinflussen, war es bisher unklar, ob diese Laborergebnisse sich auf die Natur übertragen lassen“, erklären Michelle Tseng von der University of British Columbia und ihre Kollegen. Um diese Frage zu beantworten, haben sie die Käfersammlung des Naturkundemuseums ihrer Universität zu Rate gezogen.
Für ihre Studie untersuchten die Forscher die Körpergrößen von mehr als 6500 Käferexemplaren von acht ausgewählten Käferarten. „Wir haben so Daten gesammelt, die mehr als 100 Jahre zurückreichen“, berichtet Tseng. Parallel dazu werteten sie Klima- und Wetterdaten der letzten 100 Jahre für die Verbreitungsgebiete dieser Käfer in British Columbia aus.
Um bis zu 20 Prozent kleiner
Es zeigte sich: In den letzten 45 Jahren sind die mittleren Herbsttemperaturen in diesen Gebieten um 1,6 und 2,25 Grad angestiegen. Gleichzeitig hat sich auch die Körpergröße der Käfer verändert: Während die kleineren Arten nahezu gleich groß geblieben sind, schrumpften die großen Käfer im Laufe der Jahrzehnte deutlich: Die Körpergröße der vier größten Käferarten nahm in den letzten 45 Jahren um 20 Prozent ab, wie die Messungen ergaben.
„Diese Resultate stimmen mit den früheren Laborergebnissen überein und bestätigen den Zusammenhang zwischen Erwärmung und abnehmender Körpergröße“, sagt Tseng. „Gleichzeitig demonstriert dies, dass der Klimawandel selbst kleine Lebewesen dort draußen beeinflusst.“ Warum dabei größere Insektenarten offenbar stärker schrumpfen als kleinere, müssen nun weitere Studien zeigen.
Quelle: University of British Columbia, Fachartikel: Journal of Animal Ecology, doi: 10.1111/1365-2656.12789