Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Kosmischer Einschlag datiert

Grönland

Kosmischer Einschlag datiert
Im Nordwesten Grönlands schlummert ein 31 Kilometer breiter Krater unter dem Eis. © University of Copenhagen

Viel früher als gedacht: Der riesige Hiawatha-Krater unter dem Eis Grönlands entstand bereits vor 58 Millionen Jahren und somit nicht erst, als es bereits Menschen gab, wie zuvor vermutet. Dies geht aus Analysen von Gesteinsmaterial hervor, das bei dem Asteroideneinschlag entstanden ist. Die neue Datierung wirft nun Fragen zu den Auswirkungen des Infernos auf die damalige Welt auf. Weitere Einblicke könnten somit zu einem besseren Verständnis der Entwicklung der Erde in der Zeit nach der Ära der Dinosaurier führen, sagen die Wissenschaftler.

Immer wieder krachte es infernalisch: Viele Asteroiden haben im Laufe der Erdgeschichte unseren Planeten getroffen und für lokale oder aber weitreichendere Folgen gesorgt. Das berühmteste Beispiel ist dabei der gewaltige Einschlag, der vor etwa 66 Millionen Jahren die Dinosaurier von der Bühne der Evolution fegte. Von diesem Treffer zeugen die gewaltigen Überreste des Chicxulub-Kraters im Bereich der mexikanischen Halbinsel Yucatan. Neben dieser besonders großen Narbe sind auch weitere mit beachtlichen Ausmaßen bekannt. Ein besonders spektakulärer Krater wurde dabei allerdings erst im Jahr 2015 entdeckt: Die Strukturen des Hiawatha-Kraters enthüllte erst eine Untersuchung mittels Radar, denn er schlummert unter einer dicken Eisschicht im Nordwesten Grönlands.

Wie alt ist der Krater unter dem Eis?

Den Untersuchungen zufolge besitzt der Hiawatha-Krater einen Durchmesser von etwa 31 Kilometern – damit gehört er zu den 25 größten bekannten Einschlagskratern der Erde. Es liegt nahe, dass der Einschlag einst zu weitreichenden Folgen für das Erdklima geführt hat. Doch wann war das? Bisher ließen die vergleichsweise wenig verwittert wirkenden Strukturen vermuten, dass der Krater noch jung sein könnte. Dies hat zu einigen Spekulationen geführt: Es erschien möglich, dass der Asteroid erst vor 13.000 Jahren auf der Erde eingeschlagen ist. Vielleicht war er somit für die fast 1000 Jahre andauernde globale Abkühlung verantwortlich, die als Jüngere Dryas bekannt ist, so eine Vermutung.

Doch wie aus der neuen Datierung hervorgeht, kann der Hiawatha-Einschlag wohl kein eiszeitlicher Klimafaktor gewesen sein, der möglicherweise auch das Schicksal unserer Vorfahren beeinflusste. Die Ergebnisse des internationalen Forscherteams basieren dabei auf Analysen von Sand und Gestein, das abfließendes Wasser aus dem Untergrund des Gletschers im Bereich des Kraters zutage gefördert hat. „Seit wir den Krater vor sieben Jahren entdeckt haben, haben wir hart daran gearbeitet, ihn zu datieren. Wir haben dazu mehrere Exkursionen in das Gebiet unternommen, um Proben zu sammeln, die mit dem Hiawatha-Einschlag in Verbindung stehen“, sagt Co-Autor Nicolaj Larsen von der Universität Kopenhagen. Konkret handelt es sich bei den nun untersuchten Proben um Material, das direkt bei dem Einschlag entstanden ist.

Anzeige

Es krachte vor 58 Millionen Jahren

Wie die Forscher erklären, führte das schockartige Überhitzen und Schmelzen dabei zu Veränderungen bestimmter Stoffe, die über die Bestimmung von Zerfallsprozessen eine zeitliche Einordnung zulassen. An dem Sand wurde im Naturhistorischen Museum Dänemarks in Kopenhagen eine auf Argon basierende Untersuchung durchgeführt – eine 40Ar/39Ar-Datierung. Parallel dazu wurde im Schwedischen Naturhistorischen Museum in Stockholm das Mineral Zirkon in den Gesteinsproben einer Uran-Blei-Datierung unterzogen.

Wie die Forscher berichten, verwiesen die Ergebnisse beider Ansätze auf das Paläozän – konkret auf die Zeit vor etwa 58 Millionen Jahren. Damit ist der Hiawatha-Krater also weit älter als bislang vermutet. „Das Ergebnis der Altersbestimmung hat uns alle überrascht“, sagt Erstautor Gavin Kenny vom Schwedischen Naturhistorischen Museum. Sein Kollege Michael Storey vom Naturhistorischen Museum Dänemarks sagt dazu: „Da die beiden Labors mit unterschiedlichen Datierungsmethoden zu demselben Ergebnis gekommen sind, bin ich überzeugt, dass wir das tatsächliche Alter des Kraters bestimmt haben“.

Aus der neuen Datierung geht nun auch hervor, unter welchen Umständen der Einschlag stattfand: Als der Asteroid Hiawatha auf die Erdoberfläche traf, war der Bereich im heutigen Nordwestgrönland noch nicht von einer kilometerdicken Eisschicht bedeckt. Es herrschten dort eher milde Temperaturen, die Region war bewaldet und von Tieren bevölkert, sagen die Forscher. Die Lebenswelt unseres Planeten hatte sich damals gerade von den katastrophalen Auswirkungen des Chicxulub-Einschlags erholt, der sich acht Millionen Jahre zuvor ereignet hatte.

Obwohl der Hiawatha-Einschlag lange nicht dieses Ausmaß erreichte, hat er sicherlich die Region verwüstet und möglicherweise auch weitreichende Folgen für das Klima und die Tier- und Pflanzenwelt der Erde gehabt. Bisher lassen sich allerdings keine deutlichen Spuren eines solchen Effekts nachweisen. Aber das könnte noch kommen: Weitere Untersuchungen könnten vielleicht zukünftig paläoökologische und klimatische Folgen des Einschlags aufzeigen, sagen die Wissenschaftler.

Quelle: University of Copenhagen – Faculty of Science, Fachartikel: Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.abm2434

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

♦ Ma|kro|po|de  〈m. 17; Zool.〉 Angehöriger der Gattung der Labyrinthfische, die in großen Mengen vor allem in den Reisfeldern Südchinas leben; Sy Paradiesfisch … mehr

Mo|de|schöp|fung  〈f. 20〉 1 das Entwerfen von Modellen für die Mode 2 das Modell selbst … mehr

Flun|der  〈f. 21; Zool.〉 Angehörige einer weitverbreiteten Art der Plattfische: Pleuronectes flesus [<spätmhd. flunder, fluoder, fluder, … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige