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Krank durch Kaiserschnitt

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Krank durch Kaiserschnitt
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Für die Gesundheit eines Neugeborenen hat die Art der Geburt ? Kaiserschnitt oder klassische Entbindung ? Auswirkungen: Die mütterliche Vaginalflora gibt den Säuglingen einen höheren Schutz gegen Krankheitserreger mit auf den Weg. Foto: Alan Bruce
Die Entbindung durch einen Kaiserschnitt stellt ein Gesundheitsrisiko für Säuglinge dar. Das haben US-Forscher bei der Untersuchung von Bakterienkulturen herausgefunden, die sie auf der Haut und im Darm von Neugeborenen fanden. Demnach werden Babys, die auf natürlichem Wege geboren werden, von Bakterien der Mutter besiedelt. Diese schützen die Kinder vor krankheitserregenden Mikroorganismen. Durch einen Kaiserschnitt geborene Babys beherbergen gewöhnliche Hautkeime und sind deshalb anfälliger für eine Reihe von Infektionskrankheiten und Allergien.

Im Laufe seines Lebens wird der Mensch von einer unvorstellbaren Anzahl von Mikroorganismen besiedelt ? zehnmal mehr, als er selbst Körperzellen besitzt. Die bakteriellen Gemeinschaften des Körpers spielen eine wichtige Rolle bei der Verdauung und bei der Stärkung des Immunsystems. Zudem konkurrieren sie mit schädlichen Bakterien um die besten Standorte und schützen den Menschen so vor gefährlichen Infektionen. Babys wachsen im Mutterleib jedoch in einer sterilen Umgebung heran. Sobald sie das Licht der Welt erblickt haben, beginnen Mikroorganismen mit der Besiedelung. Die Zusammensetzung der bakteriellen Gemeinschaften eines Individuums wird schon bei der Geburt festgelegt, wie Maria Dominguez-Bello von der University of Puerto Rico in San Juan und Kollegen in ihrer Studie nachgewiesen haben. Zudem ist die Art der Besiedelung davon abhängig, ob die Säuglinge vaginal oder durch einen Kaiserschnitt entbunden wurden.

Die Wissenschaftler untersuchten die Bakterien von neun Müttern, die kurz vor der Entbindung standen, und von ihren Neugeborenen, die wenige Minuten alt waren. Dabei stellten sie fest, dass vaginal geborene Babys von ähnlichen Bakterienarten besiedelt werden, wie sie auch im Geschlechtsbereich ihrer Mütter beheimatet sind. Bei den mit Kaiserschnitt zur Welt gebrachten Säuglingen fanden sich jedoch überwiegend gewöhnliche Hautbakterien. Unter ihnen konnten die Wissenschaftler auch den gefürchteten Krankenhauskeim Staphylococcus aureus identifizieren. Eine Infektion mit dem Krankheitserreger ist äußerst schwierig zu behandeln, da viele Stämme resistent gegen die gängigen Antibiotika sind. Im Rahmen einer im Jahr 2004 durchgeführte Studie wurde festgestellt, dass 64 bis 82 Prozent aller Neugeborenen, die an einer durch resistente Staphylokokken verursachten Hauterkrankung litten, durch einen Kaiserschnitt zur Welt gebracht worden waren.

Nach Ansicht der Forscher übernehmen die Säuglinge bei ihrer Passage durch den Geburtskanal die mütterliche Vaginalflora. Der Geburtskanal ist ein stark von Bakterien besiedeltes Ökosystem, das relativ wenige Arten beherbergt, die jedoch darauf spezialisiert sind, schädliche Krankheitserreger zu vertreiben. Die direkte Übertragung der Flora von Mutter auf das Kind diene daher dem direkten Schutz des Neugeborenen vor einer Besiedlung durch Krankheitsauslöser, schreiben die Wissenschaftler. Zudem sorgen die Bakterien der Mutter offenbar für die Initialzündung des Immunsystems: Die wichtige Besiedelung des Verdauungstrakts durch gutartige Bakterien findet bei diesen Babys merklich früher statt.

Bereits frühere Studien haben einen Zusammenhang zwischen der Entbindung durch einen Kaiserschnitt und der Anfälligkeit für eine Reihe von Infektionskrankheiten, Allergien und Asthma nachwiesen. Die Studie schafft nun Klarheit über die Ursache. Eine steigende Anzahl von Neugeborenen kommt nicht in mehr Kontakt mit der mütterlichen Vaginalflora: Allein in den USA werden bereits 30 Prozent aller Entbindungen durch einen Kaiserschnitt ausgeführt. Die Forscher wollen weitere Studien durchführen, um mögliche Gesundheitsrisiken zu verstehen, die durch einen Kaiserschnitt verursacht werden.

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María Domínguez-Bello (University of Puerto Rico) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1073/pnas.1002601107 ddp/wissenschaft.de ? Gwydion Brennan
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