Die Bestrahlung eines Tumors schädigt nicht nur die Tumorzellen selbst, sondern zerstört vor allem die Blutgefäße, die den Tumor mit Sauerstoff und Nahrung versorgen. Beteiligt daran ist ein Enzym namens Saure Sphingomyelinase, das für den Selbstmord der Zellen nötig ist. Das berichten amerikanische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift “Science” (Bd. 300, S. 1155). Bisher gingen Mediziner davon aus, dass der Erfolg der Strahlentherapie hauptsächlich auf einer Schädigung des Erbguts der Tumorzellen beruht.
Betroffen sind bei der Zerstörung die so genannten Endothelzellen ? körpereigene Zellen, welche die Blutgefäße auskleiden. Der Tumor “rekrutiert” sie für seine eigene Durchblutung ? ein Prozess, der als Angiogenese bekannt ist. Die Wissenschaftler um Monica Garcia-Barros vom ” Memorial Sloan-Kettering Cancer Center” (MSKCC) in New York zeigten nun an Mäusen, dass diese Endothelzellen nicht aufgrund von Strahlungsschäden ihrer DNA sterben, sondern nach der Bestrahlung Selbstmord begehen. Fehlt den Zellen jedoch das Enzym Saure Sphingomyelinase, begehen sie keinen Selbstmord, und der Tumor wächst doppelt so schnell wie normal.
Die Wissenschaftler hoffen, dass sich auf dem Hintergrund dieser Erkenntnisse neue Therapien für die Krebsbehandlung entwickeln lassen ? beispielsweise, indem die Konzentration dieses Enzyms verändert wird. Da fast fünfzig Prozent der Krebspatienten im Laufe ihrer Behandlung bestrahlt werden, wäre eine mögliche Reduzierung der Strahlendosis von großem Nutzen.
ddp/bdw ? Stefanie Offermann
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