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Krebszellen tot-stimuliert

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Krebszellen tot-stimuliert
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Unbehandelte Krebszellen (links). Kollabierende Tumorzellen nach der Behandlung mit MCB-613 (rechts) Credit: Lei Wang
Bösartige Zellen laufen auf Hochtouren – das gefürchtete Wuchern von Tumorzellen basiert auf ihrer krankhaften Überaktivität. Genau hier wollen Krebsforscher nun den Hebel ansetzen: Es gelang ihnen, Krebszellen durch einen Wirkstoff gezielt zu stimulieren, so dass sie schließlich vor Stress kollabierten. In Versuchen an Mäusen zeigte dieses Konzept bereits vielversprechende Erfolge. Die Forscher sehen darin großes Potential für zukünftige Therapieformen.

Bisher galt die Devise im Kampf gegen Krebs: Die Überaktivität von Krebszellen hemmen, damit sie sich nicht explosionsartig vermehren. Die Ursache für diese lebensbedrohliche Eigenschaft von Tumorzellen sind Mutationen in sogenannten Onkogenen – Erbanlagen in einer Zelle, die bei Störung einen Übergang vom normalen Wachstumsverhalten zu ungebremstem Tumorwachstum bewirken. Schon lange suchen Forscher nach Substanzen, welche die Aktivität dieser Krebsverursacher beeinflussen können. Mitglieder der Onkogen-Familie der sogenannten Steroidrezeptor-Koaktivatoren (SRC) sind dabei besonders vielversprechende Ziele. Sie sind an der Produktion von Proteinen beteiligt, denen eine Schlüsselfunktion beim ungehemmten Wachstum von Krebszellen zukommt.

Überstressen statt hemmen

In einer früheren Studie haben die Forscher um David Lonard vom Baylor College of Medicine in Houston bereits Substanzen identifiziert, die SRCs hemmen können. Doch dann kamen er und seine Kollegen auf die Idee, einmal den umgekehrten Weg auszuprobieren: Krebszellen zu Tode zu reizen. „Kein früheres Medikament wurde bisher entwickelt oder vorgeschlagen, das ein Onkogen stimuliert“, betont  Lonard. Um ihre Idee zu testen, durchmusterten sie Hunderttausende von Verbindungen, um einen potenten SRC-Aktivator zu finden. So stießen sie schließlich auf die vielversprechende Substanz mit der Bezeichnung MCB-613.

In Laborexperimenten zeigte MCB-613 tatsächlich die erhoffte Wirkung, wie die Forscher berichten: Die Substanz tötete menschliche Brust-, Prostata-, Lungen- und Leberkrebszellen, verschonte aber gleichzeitig normale Zellen. Lonard und seine Kollegen testeten die Substanz auch an lebenden Mäusen. Es handelte sich um Versuchstiere aus Zuchtlinien, die gezielt für die Krebsforschung entwickelt wurden. Nachdem die Forscher die Mäuse mit MCB-613 behandelt hatten, kam deren Brustkrebs-Wachstum weitgehend zum Stillstand, ohne dass es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen gekommen war. Bei den Vergleichstieren hatte sich die Krebserkrankung während des siebenwöchigen Tests hingegen kritisch ausgebreitet.

Zellfabriken über die Belastungsgrenze angeheizt  

Den Forschern zufolge tötet MCB-613 Krebszellen, indem es die Anhäufung von unfertigen Proteinen in einer wichtigen Zellstruktur verursacht: dem Endoplasmatischen Retikulum (ER). Es arbeitet in den wuchernden Krebszellen bereits unter Hochdruck  – MCB-613 treibt diese Zellmaschinerie schließlich über seine Belastungsgrenze hinaus, erklären die Forscher. Dies setzt die Tumorzellen derart unter Stress, dass sich Sauerstoffradikale bilden, an denen sie letztlich zugrunde gehen.

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„Unser Prototyp-Medikament wirkt bei mehreren Arten von Tumorgeweben, was hoffen lässt, dass es zu einer generellen Waffe im Kampf gegen Krebs avancieren könnte“, sagt Lonard. Er und seine Kollegen wollen nun weiter untersuchen, wie sich Krebszellen durch die Stimulation der SRCs töten lassen und auch nach weiteren Aktivatoren suchen. „Wir sind optimistisch, dass entsprechende Medikamente schließlich ihren Weg zu den Patienten finden werden“, sagt Co-Autor Bert O’Malley.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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