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Kreidezeitlichen Flitzern auf der Spur

Dinosaurier

Kreidezeitlichen Flitzern auf der Spur
Künstlerische Darstellung eines theropoden Dinosauriers, der flott auf weichem Untergrund unterwegs ist. (Bild: Pablo Navarro-Lorbés)

Im heutigen Spanien waren vor über 100 Millionen Jahren Dinosaurier mit bis zu rund 45 Kilometer pro Stunde unterwegs, geht aus der Analyse von versteinerten Fußspuren hervor. Die Ergebnisse reihen sich damit in die schnellsten Laufgeschwindigkeiten von Dinosauriern ein, die bisher anhand von Spuren berechnet wurden. Wer genau da einst rannte, bleibt zwar unklar – es handelte sich aber wohl um mittelgroße Raubsaurier. Dies passt zu früheren Untersuchungsergebnissen, wonach die größten nicht die schnellsten waren.

Offensichtlich stapften, spazierten oder rannten sie einst über die Erde – doch wie genau bewegten sich die verschiedenen Vertreter der Dinosaurier und welche Geschwindigkeiten erreichten sie dabei? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Paläontologie bereits seit einiger Zeit. Klar scheint, dass die zweibeinig laufenden Dinosaurier – die Theropoden – die agilsten und schnellsten waren. Um zu Einschätzungen ihrer Leistungen zu kommen, wurden meist biomechanische Modellierungen auf der Grundlage anatomischer Merkmale von Fossilien erstellt. Aus ihnen geht hervor, dass einige Arten wohl Spitzengeschwindigkeiten deutlich über 50 Kilometer pro Stunde erreichen konnten. Grundsätzlich hatten dabei wohl die mittelgroßen Vertreter wie etwa die berühmten Velociraptoren die Nase vorn, wie aus Studien hervorgeht. Denn bei größeren Raubsauriern wie T. rex und Co fiel die Massenträgheit buchstäblich ins Gewicht und sie erreichten deshalb wohl nur mittlere Geschwindigkeiten.

Weite Schrittfolgen im Visier

Neben Einschätzungen anhand von körperlichen Merkmalen gibt es allerdings noch eine direktere Möglichkeit, Hinweise auf Bewegungen zu erhalten: In den Merkmalen von versteinerten Dinosaurier-Fußspuren spiegelt sich das Laufverhalten der Tiere wider. Durch Berechnungen anhand der Fußgrößen, Schrittlängen und weiterer Merkmale von Spuren sind auch Rückschlüsse auf die Laufgeschwindigkeiten möglich. Bei der Frage nach den Fähigkeiten am oberen Ende der Skala ist allerdings problematisch, dass versteinerte Abdrücke meist von Tieren stammen, die im gemächlichen Gang unterwegs waren. Spuren rennender Dinos gibt es hingegen nur sehr wenige. Aus diesem Grund erregten zwei in Spanien entdeckte Dinosaurier-Fährten das Interesse der Forscher um Pablo Navarro-Lorbés von der Universität La Rioja. Denn schon auf den ersten Blick wirkten die Schritte im Vergleich zur Fußgröße auffallend lang – typisch für eine Renn-Spur. So widmete das Team den beiden Funden nun eine genauere Untersuchung.

Wie die Paläontologen berichten, stammen die beiden Spuren mit den Bezeichnungen La Torre 6A-14 und La Torre 6B-1 aus der Zeit von vor 145 bis 100 Millionen Jahren. Die erste umfasst fünf etwa 33 Zentimeter lange Fußabdrücke, die zweite sieben mit einer Länge von etwa 29 Zentimetern. Es zeichnen sich dabei drei Zehen ab, wie es für Theropoden typisch ist. Den Kalkulationen zufolge besaß das erste Tier vermutlich eine Hüfthöhe von 1,44 Meter und das zweite von 1,20 Meter. Die Forscher erfassten zudem die genauen Abstände der rund 2,50 Meter langen Schritte sowie weitere Merkmale der einzelnen Abdrücke. Wie sie erklären, waren anhand dieser Informationen Berechnungen möglich, wie schnell die Tiere unterwegs gewesen sind.

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Rasante Berechnungsergebnisse

So bestätigte sich: Diese Dinosaurier rannten tatsächlich. Inwieweit sie gerade ihr Bestes gaben, bleibt wohl unklar, aber aus den Berechnungen geht hervor, dass der größere mit einer Geschwindigkeit von bis zu etwa 37 Kilometer pro Stunde unterwegs war und der etwas kleinere sogar noch schneller: Er brachte es auf bis zu rund 45 Kilometer pro Stunde, ging aus den Kalkulationen hervor. Die Ergebnisse reihen sich damit nun ins Spitzenfeld der wenigen Berechnungsergebnisse auf der Grundlage von Rennspuren ein: Sie werden nur von wenigen Beispielen aus Nordamerika etwas übertroffen. „Es handelt sich um zwei der höchsten Geschwindigkeiten, die jemals für Theropoden berechnet wurden, was weiteres Licht auf die Biodynamik dieser Tiere wirft“, schreiben die Forscher.

Doch wer flitzte da einst durchs heutige Spanien? Anhand der Merkmale der Fußabdrücke gehen die Wissenschaftler davon aus, dass beide Spuren von der gleichen Raubsaurier-Art – oder zumindest -Familie stammen. Welche genau das war, bleibt allerdings unklar. Offensichtlich handelte es sich um mittelgroße und eher leicht gebaute Theropoden. Damit kommen Kandidaten in Frage, die Fossilienfunden zufolge in der frühen Kreidezeit in der Region gelebt haben. Möglicherweise sauste demnach ein Vertreter der Raubsaurier-Familie der Spinosauriden oder der Carcharodontosauriden über den einst weichen Untergrund am Fundort, schreiben Navarro-Lorbés und seine Kollegen.

Quelle: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-021-02557-9

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