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Krieg in der Nase

Erde|Umwelt

Krieg in der Nase
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Wenn sich das falsche Nasenloch durchsetzt, bleibt der Duft der Rose unbemerkt. Bild: USDA
Das rechte und das linke Nasenloch arbeiten nicht harmonisch im Team, wie die Alltagserfahrung nahelegt, sondern sind erbitterte Konkurrenten: Sobald sie unterschiedliche Gerüche wahrnehmen, beginnt ein Kampf um die Vorherrschaft, den mal das eine, mal das andere Nasenloch gewinnt, haben zwei US-Forscher gezeigt. Daher nimmt man in einem solchen Fall keine Mischung der beiden Düfte wahr, sondern beide Gerüche abwechselnd und praktisch in ihrer reinen Form ? je nachdem, welches Nasenloch gerade die Oberhand hat. Einen ähnlichen Wettbewerb gibt es auch bei Ohren und Augen, wo das Prinzip binokulare Rivalität genannt wird. Daher schlagen Wen Zhou und Denise Chen von der Rice-Universität in Houston vor, die Nasenkonkurrenz analog dazu „binarale Rivalität“ zu nennen.

Normalerweise rechnet das Gehirn die beiden leicht unterschiedlichen Sinneseindrücke, die die beiden Augen, Ohren und Nasenlöcher liefern, zu einem einzigen, stimmigen Sinneseindruck um. Wird jedoch etwa dem rechten Auge ein völlig anderes Bild vorgesetzt als dem linken, klappt diese Zusammenführung nicht mehr: Der Betrachter hat das Gefühl, er würde zwischen beiden Bildern hin- und herschalten. Zuerst sieht er das eine, dann das andere und schließlich wieder das ursprüngliche. Einen ähnlichen Effekt gibt es auch beim Gehör ? hier hat man ebenfalls das Gefühl, dass das Gehirn zwischen den beiden Tönen hin- und herschaltet, wenn das rechte Ohr mit einem anderen Ton beschallt wird als das linke.

Da auch die Nasenlöcher in zweifacher Ausfertigung daherkommen, lag es für die beiden Wissenschaftler nahe, zu testen, ob es auch hier eine solche Konkurrenzsituation gibt. Sie pusteten dazu insgesamt 12 Freiwilligen den Geruch von Phenylethanol, einer nach Rosen riechenden Substanz, und den von n-Butanol, der an die in Filzstiften verwendeten Lösungsmittel erinnert, gleichzeitig in jeweils ein Nasenloch. Die Testteilnehmer sollten dabei angeben, welchen Geruch sie gerade wahrnahmen. Alle Probanden berichteten, immer nur einen Duft gerochen zu haben ? entweder den nach Rosen oder den nach Filzstift, niemals jedoch eine Mischung zwischen ihnen. Welcher Geruch gerade prominent war, wechselte jedoch, bei einigen schneller, bei anderen weniger schnell.

Obwohl also beide Reize gleichzeitig da sind, bearbeitet das Gehirn sie offensichtlich nacheinander, so das Fazit der Forscher. Dahinter scheint unter anderem ein Gewöhnungseffekt sowohl von den Rezeptoren der Nase als auch vom Gehirn zu stecken, zeigten weitere Tests: Ein Geruch dominiert, bis sich Nase und Hirn daran gewöhnt haben, dann gewinnt der andere Geruch an Boden, bis bei diesem wiederum eine Gewöhnung eingetreten ist, und die Geschichte geht von vorne los. Im Alltag benutzt die Nase übrigens ein ähnliches Prinzip: In regelmäßigen Zyklen schwillt die Schleimhaut eines Nasenlochs an und das andere übernimmt währenddessen die Dominanz beim Riechen und Atmen. Anschließend werden die Rollen getauscht und das andere Nasenloch kann sozusagen ausruhen.

Wen Zhou (Rice-Universität in Houston) et al.: Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2009.07.052 ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
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