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Künstliche Synthese eines vollständigen Virus rückt in greifbare Nähe

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Künstliche Synthese eines vollständigen Virus rückt in greifbare Nähe
Schon in fünf Jahren könnte es möglich sein, das Erbmaterial eines Virus vollständig zu synthetisieren, erklärte Clyde Hutchinson vom Institute for Genomic Research in Rockville, Maryland auf der Jahrestagung der American Association for the Advancement of Science in San Francisco. Damit könnten einerseits bessere Impfstoffe hergestellt werden. Andererseits besteht allerdings die Befürchtung, dass sich mit der Synthese von Viren auch wirksamere biologische Waffen konstruieren ließen.

Das bisher längste chemisch hergestellte DNA-Molekül besteht aus knapp 3.000 Nukleotiden, den Grundbausteinen der DNA. Die kleinsten viralen Genome sind fast 10.000 Nukleotide lang. Noch gibt es technische Probleme bei der Synthese so langer DNA-Moleküle. Selbst wenn diese überwunden sind, hätte man mit der künstlichen Herstellung eines Virus noch kein Lebewesen im strengen Sinn geschaffen:

Viren sind keine selbstständig lebensfähigen Organismen, sondern zur Vermehrung auf lebende Zellen angewiesen. Das kleinste Genom einer lebenden Zelle besitzt das Bakterium „Mycoplasma genitalium“ mit 600.000 Nukleotiden. Dieser Mikroorganismus ist das Forschungsobjekt von Hutchinson und anderen am „Minimal Genome Project“ beteiligten Forscher. Ihr Ziel ist es herauszufinden, wie viele Gene eine Zelle als absolutes Minimum gerade noch benötigt. Schritt für Schritt werden Gene aus dem Genom eliminiert, bis ein Lebewesen mit minimaler Genausstattung übrig bleibt. Damit wäre es möglich, durch Hinzufügen gewünschter Gene „Designer-Mikroben“ herzustellen, die zum Beispiel bestimmte Wirkstoffe produzieren, Schadstoffe abbauen oder als neuartige Biowaffen Verwendung finden.

In der Diskussion wies Jonathan Mereno von der University of Virginia darauf hin, dass Krankheitserreger konstruiert werden könnten, die in der Lage sind, zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen einer Bevölkerung zu unterscheiden. So könnten sie selektiv nur eine Volksgruppe infizieren. An der Entwicklung einer solchen Biowaffe soll das Apartheidsystem Südafrikas bereits gearbeitet haben. Er bezweifelt allerdings, dass es möglich wäre, ein völlig neues Virus herzustellen, dass schlimmer ist, als natürliche Viren. Für die Herstellung neuer Biowaffen wäre es wahrscheinlich einfacher, bereits existierende Viren oder Bakterien zu verändern, anstatt völlig neue zu konstruieren.

Joachim Czichos
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