Das spezielle Interesse von Arik Kershenbaum und seinen Kollegen galt allerdings nicht dem kuriosen Stammbaum der Klippschliefer, sondern dem komplexen Lautsystem, mit dem die Tiere einer Gruppe miteinander kommunizieren. Neben dem alltäglichen ?Geplauder? produzieren die männlichen Tiere gelegentlich minutenlange Lautfolgen, um sich Gehör zu verschaffen. Diesem Gesang haben Arik Kershenbaum und seine Kollegen nun gezielt gelauscht und seine Struktur analysiert. Sie sammelten dazu Soundbeispiele bei verschiedenen Klippschliefersippen in unterschiedlichen Teilen Israels.
Quietschen, Grunzen und Jaulen mit System
Die computergestützte Auswertung der Aufnahmen zeigte, dass es sich bei den Tonfolgen durchaus nicht um zufällig aneinandergereihte Sequenzen von Lauten handelt. Sie bilden vielmehr Strophen und folgen einer geordneten Struktur, berichten die Forscher. Von Singvögeln ist ein derart komplexes System bereits allgemein bekannt. Auf eine solche Weise singende Säugetiere sind dagegen selten beziehungsweise noch kaum erforscht. Frühere Studien hatten jedoch bereits gezeigt, dass Primaten, Mäuse und vor allem Wale zu derart komplexen Klangfolgen in der Lage sind. Nun reiht sich der Klippschliefer in die singende Gemeinde ein.
Der Vergleich der ?Gesänge? von Tieren aus unterschiedlichen Regionen Israels ergab darüber hinaus ein weiteres erstaunliches Ergebnis: Die Lautfolgen der Männchen der gleichen Region ähnelten sich stark, die von weiter entfernt lebenden unterscheiden sich dagegen in ihrem Aufbau ? es gibt also regionale Dialekte, sagen die Forscher. Offenbar
lernen die Tiere die Art zu singen also durch Zuhören, folgern Kershenbaum und seine Kollegen.