Der Anteil gesunder und selbstständiger Menschen an der Gesamtgruppe eines Jahrgangs bleibt ab einem Alter von ungefähr 90 Jahren etwa gleich: Circa 35 Prozent der über 90-Jährigen sind gesundheitlich fit und können sich selbst versorgen, haben dänische Forscher in einer Studie an dänischen Senioren des Jahrgangs 1905 herausgefunden. Dieser Anteil ändert sich auch dann kaum noch, wenn die Vertreter dieses Jahrgangs das 100. Lebensjahr erreichen ? wenn auch die absolute Zahl immer geringer wird.
In der Studie unterzogen sich 2.262 Probanden verschiedenen Tests, in denen die geistige und körperliche Unabhängigkeit der Senioren bewertet wurde. Um die geistigen Fähigkeiten zu untersuchen, führten die Forscher einen sogenannten
Mini-Mental-Status-Test durch. Dieser Test deckt Defizite auf, wie sie bei
Demenzkranken vorkommen. Ob die Senioren auch noch körperlich imstande waren, sich selbst zu versorgen, also zum Beispiel sich selbst anziehen können, wurde mit dem sogenannten
ATL-Test kontrolliert.
Die Tests wurden vom 92. bis zum 100. Lebensjahr der Probanden alle zwei Jahre wiederholt. Dabei nahm der Anteil derjenigen Senioren, die alle Voraussetzungen für ein selbstständiges Leben erfüllten, nur um sechs Prozent ab und lag im Mittel bei 35 Prozent. Von den 166 Probanden, die 100 Jahre alt wurden, konnten sich 33 Prozent im Jahr 2005 immer noch selbst versorgen.
Die Gruppe der ältesten Alten ist in vielen Ländern derzeit die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe. Es gibt Befürchtungen, dass die sich ständig verbessernden medizinischen Möglichkeiten alten Menschen zwar das Leben verlängert, diese jedoch häufiger in einem pflegebedürftigen Zustand ihr Dasein fristen. Die Studie zeige jedoch, dass eine längere Lebenserwartung nicht zwingend zu einer Zunahme der Zahl von Hilfebedürftigen führe, erklären die Forscher.
Kaare Christensen (Universität von Süddänemark, Odense) et al.: PNAS, DOI: 10.1073/pnas.0804931105 ddp/wissenschaft.de ? Uwe Thomanek