Die Schmetterlingslarven des japanischen Schwalbenschwanzes ahmen in ihren ersten vier Entwicklungsstadien das Aussehen von Vogelkot nach, im fünften und letzten Stadium dagegen das von Blättern. Das Umschalten von weiß-schwarzer Vogelkotfärbung zu grüner Färbung der Außenhaut erfolgt durch das sogenannte Juvenilhormon, haben Ryo Futahashi und Haruhiko Fujiwara von der Universität in Tokio herausgefunden.
Die Raupe des Schmetterlings Papilio xuthus vertraut nicht nur auf eine Tarnung: Nachdem sie geschlüpft ist, gibt sie sich zunächst als schwarz-weißer Vogeldreck aus und schmiegt sich auch schon mal an echte Hinterlassenschaften an, um den Tarneffekt noch zu verbessern. Die ersten vier Entwicklungszyklen behält sie dieses Aussehen bei. Erst in der fünften und letzten Phase als Raupe ändert sich ihr Erscheinungsbild in das eines grünen Blattes. Forscher vermuten dabei schon seit längerem eine Beteiligung des bei Schmetterlingen häufig vorkommenden Juvenilhormons. Dieses Hormon reguliert durch seine Menge, ob die Raupen sich nach einer Häutung wieder zu einer Raupe oder weiter zum Schmetterling entwickeln. Bewiesen werden konnte der Zusammenhang bis jetzt aber nicht.
Um diesen Beweis zu erbringen, beobachteten Futahashi und Fujiwara Papilio-Raupen im vierten Stadium und konnten über den Zeitraum von 96 Stunden ? so lange dauert die vierte Phase ? ein deutliches Absinken des Juvenilhormonlevels feststellen. Um eine Verbindung von diesem Phänomen zur Veränderung der Hautfarbe der Raupen zu prüfen, injizierten sie den Tieren noch während der vierten Phase einen künstlichen Ersatz des Hormons. Je früher sie dabei den Fremdstoff zugaben, desto stärker ähnelte die Raupe im fünften Stadium wieder Vogelkot, statt die grüne Blattfärbung anzunehmen. Das Juvenilhormon hemmt oder fördert dabei die Herstellung verschiedener Proteine, die in Kombination entweder die schwarz-weiße oder die grüne Hautfärbung hervorbringen. Da es auf die Mischung ankommt, zeigten die mit dem künstlichen Hormon behandelten Raupen nachher zum Teil uneinheitlich gefärbte Außenhäute mit Vogelkotflecken auf grünem Grund.
Ryo Futahashi und Haruhiko Fujiwara (Universität Tokio): Science, Band 319, S. 1061 ddp/wissenschaft.de ? Livia Rasche