In dem Roman „Lost World“ von Arthur Conan Doyle bricht ein Expeditions-Team rund um Professor Challenger auf und wagt eine beschwerliche Reise in ein abgelegenes Hochplateau in Südamerika. Die Forschergruppe stößt auf ihrem Abenteuer auf Dinosaurier, die dank den günstigen Lebensbedingungen in diesem isolierten Gebiet überleben konnten.
Abenteuer im Gebirgsdschungel
Rund hundert Jahre nach dem Erscheinen dieser legendären Abenteuergeschichte haben Stefan Hertwig vom Naturhistorischen Museum Bern und seine Kollegen tatsächlich eine Expedition zu einem abgelegenen Hochplateau durchgeführt – dem Usun Apau-Plateau auf Borneo. Dinosauriern begegneten die Wissenschaftler in der isolierten Bergregion zwar nicht, aber die Feldforschung war trotz moderner Technik abenteuerlich wie zu Zeiten Conan Doyles.
Die Forscher streiften nachts bis zu acht Stunden lang durchs Dickicht. Den Weg schlugen sie sich mit Macheten frei. Auf der Expedition auf dem Usun-Apau-Plateau ging dem Team die Nahrung aus. Da auch die Jagd erfolglos war, blieb den Wissenschaftlern nichts Anderes übrig, als sich hungrig in die Hängematten zu legen.
Zierliche Kröte statt Dinosaurier
Immerhin wurde die Mühe belohnt: Die Forscher haben in der entlegenen Region eine zuvor unbekannte Krötenart entdeckt. Die Ansonia teneritas getaufte Art gehört zur Gattung der Bachkröten. Ihre Besonderheit ist der sehr feingliedrige Körperbau. Die Kröte hat rot-orange Augen, eine Körperlänge von weniger als 25 Millimeter und lebt nur an Bergbächen, die zügig über Felsen fließen.
Dieser sehr spezifische Lebensraum könnte dafür verantwortlich sein, dass diese Kröte bisher nur an zwei Orten in Borneo nachgewiesen werden konnte. Für das Team von Hertwig ist der Nachweis von Ansonia teneritas ein weiteres Indiz dafür, dass die Artenvielfalt Borneos enorm, aber kaum erforscht ist. Diese Vielfalt ist allerdings akut bedroht, weil der Regenwald rapide abgeholzt wird und die Flächen in Plantagen umgewandelt werden.
Quelle: Naturhistorisches Museum Bern