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Mäuse singen wie ein Düsentriebwerk

Erde|Umwelt

Mäuse singen wie ein Düsentriebwerk
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Die Gesänge der Mäusemännchen sind komplex, aber für uns unhörbar. (Foto: GlobalP/iStock)
Mäuse kommunizieren raffinierter als man denkt. Denn statt nur simple Quietschlaute von sich zu geben, bringen Mäusemännchen ihren Angebeteten ganze Ultraschall-Serenaden dar. Das Überraschende daran: Die Mäuse erzeugen diese Ultraschall-Gesänge auf eine im Tierreich bisher einzigartige Weise, wie Forscher jetzt entdeckt haben. Ihre Technik ähnelt eher dem Heulen eines Düsentriebwerks als der normalen Lauterzeugung mittels Stimmbändern.

Wer glaubt, Mäuse produzieren höchstens kurze Quietschlaute, der irrt: Vor allem die Nagermännchen betören ihre Partnerinnen mit wahren Serenaden – allerdings im für uns nicht hörbaren Ultraschallbereich. Gibt man diese Laute aber verlangsamt wieder, entpuppen sie sich als komplexe Melodien, die denen der Singvögel kaum nachstehen. Ähnlich wie bei den Vögeln transportieren die subtilen Gesänge der Mäuse zudem Einiges an Informationen über den jeweiligen Sänger.

Wie Versuche ergaben, können Mäuseweibchen an den Ultraschall-Serenaden beispielsweise ablesen, ob die Männchen mit ihnen verwandt sind oder nicht. Zudem sind die Gesäge individuell wie ein akustischer Fingerabdruck – und sogar örtliche Dialekte und „Sprachen“ gibt es dabei. „Es ist wahrscheinlich, dass Nagetiere rund um den Globus solche Ultraschalllaute zur Kommunikation nutzen – bisher ist aber nur sehr wenig darüber bekannt“, erklärt Seniorautor Coen Elemans von der süddänischen Universität in Odense. Sogar wie die Mäuse ihre Ultraschalllaute erzeugen, war bisher unklar.

Prinzip ist bisher einzigartig im Tierreich

Um das herauszufinden, haben nun Elena Mahrt von der Washington State University, Coen Elemans und ihre Kollegen die Vorgänge im Rachen der Nager mit Hilfe von Hochgeschwindigkeitskameras beobachtet. Sie filmten den Kehlkopf und die Stimmbänder der Mäuse dabei mit 100.000 Bildern pro Sekunde. Als sie diese Aufnahmen extrem verlangsamt abspielten, entdeckten sie Überraschendes: „Wir haben festgestellt, dass die Mäuse den Ultraschall auf eine Weise produzieren, die noch nie zuvor bei einem Tier beobachtet wurde“, sagt Mahrt. Entgegen den Erwartungen blieben die Stimmbänder der Mäuse völlig bewegungslos und still, während sie ihren Ultraschallgesang von sich gaben. Sie konnten daher nicht für die Töne verantwortlich sein. „Stattdessen richten die Mäuse einen schmalen Luftstrahl aus ihrer Luftröhre gegen die innere Wand ihres Kehlkopfes“, berichtet Elemans. „Dies erzeugt das Ultraschallpfeifen.“

Das Ungewöhnliche daran: „Diesen Mechanismus kannte man bisher nur von der Geräuscherzeugung bei Überschall-Strömungen, beispielsweise dem vertikalen Starten und Landen mit Düsentriebwerken“, erklärt Koautor Anurag Agarwal von der University of Cambridge. Auch bei Turbinen oder Lüftern zur schnellen Kühlung elektrischer Bauteile kann ein Pfeifen auftreten, das durch einen ähnlichen Luftstrom erzeugt wird. Der Schall wird dabei durch Wechselwirkungen des Luftstroms mit der Umgebung produziert. „Die Mäuse nutzen demnach eine sehr komplizierte und raffinierte Technik, um ihre Ultraschall-Gesänge zu erzeugen“, so Agarwal. „Obwohl Mäuse so häufig und intensiv untersucht wurden, haben sie offenbar noch immer einige coole Tricks im Ärmel.“

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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