Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Malaria-Vorläufer schon bei den Dinos?

Erde|Umwelt

Malaria-Vorläufer schon bei den Dinos?
16-03-29-malaria.jpg
Diese Gnitze in 100 Millionen Jahre altem Bernstein enthält in ihrem Abdomen (rechts) Oocysten des Malaria-Vorläufers Paleohaemoproteus burmacis (Foto: George Poinar/Oregon State University)
Wie lange es die Malaria schon gibt, ist bisher strittig. Meist datiert man die Entwicklung der ersten Plasmodium- Blutparasiten ins Zeitalter des Tertiär – irgendwann vor acht bis 20 Millionen Jahren könnten diese von Stechmücken auf Wirbeltiere übertragenen Einzeller entstanden sein. Doch ein US-Forscher hat nun Indizien dafür zusammengetragen, dass ein Vorläufer des Malaria-Erregers schon viel früher existierte: Er könnte vor rund 100 Millionen Jahren sogar schon die Dinosaurier befallen haben.

Malaria gehört zu den weltweit am stärksten verbreiteten Tropenkrankheiten, nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO gab es im Jahr 2015 rund 240 Millionen Fälle weltweit. Doch die von Einzellern der Gattung Plasmodium verursachte Krankheit gab es schon vor Jahrtausenden: Der erste historische Beleg für eine Malaria-Erkrankung beim Menschen stammt aus der Zeit um 2.700 vor Christus in China.  Der früheste Nachweis bei einem Tier war bisher eine vor rund 15 bis 20 Millionen Jahren in Bernstein eingeschlossenen Stechmücke, in deren Körperinneren Oocysten des Plasmodium-Erregers erkennbar sind. Davor allerdings verliert sich die Spur des Blutparasiten. „Wissenschaftler diskutieren und streiten schon seit langem darüber, wie Malaria sich entwickelt hat und wie alt sie ist“, erklärt George Poinar von der Oregon State University. Theoretisch könnte Plasmodium als Parasit eines prähistorischen Wirbeltieres begonnen haben, der später dann Stechmücken als Überträger akquirierte, möglich wäre aber auch das Umgekehrte: Der einzellige Parasit befiel ursprünglich nur Insekten und nutzte erst später auch Wirbeltiere als Zwischenwirt.

Vorstufe des Malaria-Erregers im Bernstein

Indizien für den zweiten Verlauf der Malariageschichte hat Poinar nun in einem Stück Bernstein aus Myanmar entdeckt. Es handelt sich um ein rund 100 Millionen Jahre altes Stück Baumharz, in dem eine Gnitze (Ceratopogonidae) eingeschlossen wurde. Der heute ausgestorbene Vertreter dieser Mückenart trägt in seinem Hinterleib 35 Oocysten des parasitischen Protozoen Paleohaemoproteus burmacis, wie der Forscher berichtet. Dieser Einzeller ist ein Vorläufer eines noch heute verbreiteten Blutparasiten, der eine der Malaria sehr ähnliche Erkrankung hervorruft. „Die Oocysten enthalten sich entwickelnde Sporozoiten, einige sind bereits aus ihrer Cyste geschlüpft“, beschreibt Poinar. „Das belegt, dass frühe Formen der Malaria, übertragen von urzeitlichen Gnitzen, mindestens 100 Millionen Jahre alt sein könnte – vielleicht sogar sehr viel älter.“

Nach Ansicht des Forschers spricht das Fossil zudem dafür, dass im Henne-Ei-Problem der Malaria-Wirte die Insekten die Nase vorn haben könnten: In der fossilen Gnitze ist zu erkennen, dass der einzellige Blutparasit sich im Insekt sexuell reproduziert – ähnlich wie heute noch der Malaria-Erreger Plasmodium. Während Plasmodium aber den asexuellen Teil seines Lebenszyklus in Wirbeltiere „ausgelagert“ hat, fand bei den frühen Vorläufern dieser Parasiten dieser Teil noch in den Larven und Puppen der Insekten statt. „Erst später in der Erdgeschichte wurden die Sporozoiten dieser Malaria-Vorläufer durch das Blutsaugen der Insekten in Wirbeltiere eingeschleust“, erklärt Poinar. „Dort überlebten einige lange genug, um dort asexuelle Fortpflanzungszyklen zu etablieren.“

Das aber könnte bedeuten, dass Malaria nicht erst vor rund 20 Millionen Jahren mit den Anopheles- und Aedesmücken entstand, wie bisher angenommen. Stattdessen könnte es schon vor rund 100 Millionen Jahren eine Malaria-ähnliche Erkrankung gegeben haben. Sie wurde von mit Plasmodium verwandten Einzellern, die die damals existierenden frühen Mückenformen befielen. „Insekten, mikrobielle Pathogene und Wirbeltierkrankheiten entwickelten sich damals nahezu gleichzeitig, darunter war wahrscheinlich auch die Malaria“, so Poinar. Die naheliegenden Leidtragenden wären dann die damals dominierenden Reptilien gewesen – die Dinosaurier. Möglicherweise habe sie sogar zum Niedergang der Dinosaurier beigetragen, so seine These.

Anzeige

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Ana|plas|mo|se  〈f. 19; Vet.〉 durch Blutarmut u. Gelbsucht gekennzeichnete Tierseuche

Ara|bist  〈m. 16〉 Wissenschaftler, Student der arab. Sprache u. Literatur

Ra|dio|strah|lung  〈f. 20〉 = Radiowellen

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige