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Malariamücken auf dem Vormarsch

Klimawandel

Malariamücken auf dem Vormarsch
Anophelesmücken sind wichtige Überträger der Malaria. © abadonian/iStock

Der Klimawandel eröffnet den Malariamücken in Afrika neue Lebensräume, legen Studienergebnisse nahe: In der Vergangenheit konnten sie ihre Verbreitungsgebiete stetig ausweiten, geht aus Analysen von Daten der letzten 120 Jahre hervor. In Hochlandregionen gewannen die Anopheles-Mückenpopulationen demnach durchschnittlich 6,5 Meter pro Jahr an Höhen-Verbreitung hinzu und im Süden des Kontinents breiteten sie sich um 4,7 Kilometer jährlich weiter in Richtung kühlerer Breiten aus. Der Vormarsch passt dabei zu klimatischen Veränderungen in Afrika und könnte das Vordringen der Malariaübertragung in neue Gebiete während der letzten Jahrzehnte erklären, sagen die Forscher.

Die Wärme breitet sich immer mehr in Richtung der Pole aus und klettert auch zunehmend in die Höhenlagen unseres Planeten: Diese Folgen des Klimawandels machen sich vielerorts anhand verschiedener Anzeichen bemerkbar. Ein Aspekt ist dabei, dass sich bestimmte Tier- und Pflanzenarten in Bereiche ausbreiten können, in denen es ihnen zuvor zu kühl war. Dies kann auch für uns problematische Lebewesen betreffen. Bei einigen tierischen Krankheitsüberträgern wurden bereits Gebietsgewinne im Zuge der klimatischen Veränderungen aufgezeigt.

Berüchtigte Blutsauger im Visier

Doch bisher gab es kaum Informationen zu einer der wichtigsten Gruppen dieser sogenannten biologischen Vektoren: Inwieweit der Klimawandel zu einer Veränderung der Verbreitungsgebiete der Malaria übertragenden Anopheles-Mücken in Afrika beiträgt, ließ sich bisher nur schlecht einschätzen. Der Kontinent gilt zwar generell als warm genug, doch im Süden und in hochgelegenen Regionen gibt es durchaus Bereiche, in denen es diesen wärmeliebenden Insekten zu kühl wird. Doch auch andere Faktoren können die Verbreitung der Blutsauger stark beeinflussen, weshalb die Wirkung der Einzelaspekte schwierig zu fassen ist.

Um territorialen Entwicklungen und dem möglichen Einfluss des Klimawandels bei den Anopheles-Mücken auf die Spur zu kommen, haben die Wissenschaftler um Colin Carlson vom Georgetown University Medical Center in Washington DC nun umfangreiche Daten gesammelt und ausgewertet, die aus der Zeitspanne von 1898 bis 2016 stammen. Es handelt sich um Informationen über Art und Fundort von Malaria übertragenden Vertreterinnen der Anopheles-Mücken aus den Bereichen Afrikas südlich der Sahara, die von Insekten- sowie Malaria-Forschern in den letzten rund 120 Jahren generiert wurden.

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Landgewinne im Hochland und Süden

Wie das Team berichtet, zeichnet sich in vielen Bereichen ein stetiger Ausbreitungsprozess sowohl bei den Vorkommen in den Höhenlagen von Berg- und Hochlandregionen als auch im Süden des Kontinents ab. Aus den Schätzungen der Forscher geht hervor, dass die Anophelesmücken-Populationen im Untersuchungszeitraum durchschnittlich 6,5 Meter jährlich in die Höhe „klettern“ konnten. Die Verschiebung der Verbreitungsgrenzen nach Süden schritt den Berechnungen zufolge mit etwa 4,7 Kilometer pro Jahr voran. Wie sie erklären, legen die Muster der Ausbreitung nahe, dass die schleichenden klimatischen Veränderungen mit diesem Vormarsch verbunden sind. Denn die Veränderungen der Verbreitungsmuster bei den Anophelesmücken scheinen mit Schätzungen des lokalen Fortschreitens des Klimawandels in Afrika übereinzustimmen. „Das ist genau das, was wir erwarten würden, wenn der Klimawandel dazu beiträgt, dass diese Arten kältere Teile des Kontinents erreichen“, sagt Carlson.

Die neuen Hinweise werfen den Forschern zufolge somit auch Licht auf die Frage, inwieweit sich der Klimawandel auf die Krankheitsbelastung durch Malaria in Afrika auswirken kann. „Informationen zur Entwicklung der Ausbreitung der Moskitos können dazu beitragen, einige der jüngsten Veränderungen bei der Malariaübertragung zu erklären, die ansonsten nur schwer auf das Klima zurückgeführt werden können“, sagt Carlson.

Wie das Team abschließend betont, sind nun allerdings genauere Untersuchungen nötig, um die Hinweise auf den Vormarsch der Malariamücken im Zuge des Klimawandels zu untermauern. „Weitere Forschungsarbeiten sollten bestätigen, inwieweit der Klimawandel den Verschiebungen zugrunde liegt“, schreiben die Forscher. Zudem regen sie dazu an, ihren methodischen Ansatz auch im Fall von anderen Krankheitsüberträgern einzusetzen. „Wir wissen noch immer zu wenig darüber, wie sich der Klimawandel auf bestimmte Tiere auswirkt. Forschung im Zusammenhang mit gesundheitlichen Fragen kann uns Einblicke in die Art und Weise gewähren, wie problematische Insekten in einem sich verändernden Klima gedeihen“, so Carlson.

Quelle: Georgetown University Medical Center, Fachartikel: Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2022.0365

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