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Manche mögen's kühl

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Manche mögen's kühl
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Termperaturerhöhungen bekommen dem Rotavirus nicht. Foto: wikipedia.de
Steigt die Temperatur um ein Grad, nimmt zwei bis drei Wochen später die Zahl der vom Rotavirus verursachten Durchfallerkrankungen um 13 Prozent ab. Das hat ein britisch-niederländisches Forscherteam berechnet, nachdem es die Zahlen zu Rotavirus-Infektionen in Großbritannien und Holland unter die Lupe genommen und mit aktuellen Wetterdaten verglichen hat. Fazit der Wissenschaftler: Es ist vor allem die Temperatur, die die Übertragung der Viren beeinflusst ? je geringer sie ist, desto besser können sich die Erreger verbreiten. Luftfeuchtigkeit und Niederschlag scheinen hingegen keine Rolle zu spielen. Der typische Anstieg der Rotavirus-Infektionen, der praktisch jedes Jahr im Winter verzeichnet wird, lasse sich damit also zum großen Teil erklären, schreiben Christina Atchison von der University of London und ihre Kollegen.

Besonders bei Kindern sind Infektionen mit dem Rotavirus verbreitet: Sie verursachen vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern heftige Durchfälle. In den Industrieländern sind Todesfälle durch die Viren zwar sehr selten, die betroffenen Kinder müssen jedoch häufig ins Krankenhaus eingewiesen werden. Die Anzahl der Infektionen verändert sich dabei im Jahresverlauf nach einen typischen Muster: Während in den Sommermonaten nur sehr wenige Fälle auftreten, gibt es regelmäßig zwischen Februar und Anfang April einen Höhepunkt. In tropischen Ländern ist dieses Muster sehr viel weniger ausgeprägt, allerdings liegt auch hier die Zahl der Infektionen während kühlerer trockenerer Perioden höher als sonst.

Umstritten war bisher, ob diese Eigenheit eher auf die kalten Temperaturen oder auf die Veränderung der Luftfeuchtigkeit zurückzuführen ist. Deswegen werteten Atchinson und ihre Kollegen jetzt Daten zu gemeldeten Rotavirus-Fällen der Jahre 1993 bis 2007 aus England, Schottland, Wales und den Niederlanden statistisch aus und suchten nach eindeutigen Zusammenhängen. Lediglich die Temperatur habe sich dabei als Faktor erwiesen, bei dem ein reproduzierbarer Einfluss auf die Anzahl der Erkrankungen nachgewiesen werden konnte, berichten die Forscher. In einigen Ländern griff der Effekt erst ab einer bestimmten Schwellentemperatur wie etwa 5 Grad Celsius, in anderen galt sie für den gesamten Temperaturbereich. Allerdings war der Effekt leicht zeitversetzt: Die Erkrankungshäufigkeit veränderte sich erst zwischen einer und vier Wochen nach einem bestimmten Temperaturprofil.

Hinter dem beobachteten Zusammenhang könnten zwei Effekte stecken, glauben die Wissenschaftler. Entweder fühlen sich die Viren bei niedrigen Temperaturen einfach wohler beziehungsweise können besser überleben, oder aber die Menschen halten sich mehr innerhalb von Gebäuden auf und kommen so eher in Kontakt mit kontaminierten Oberflächen. Es sei allerdings wahrscheinlich, dass neben der Temperatur auch noch andere Einflussfaktoren die Dynamik der Infektionen prägen ? schließlich handele es sich um ein äußerst komplexes Geschehen.

Christina Atchison (University of London) et al.: Proceedings of the Royal Society B, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1098/rspb.2009.1755 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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