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Meckern im Dialekt

Erde|Umwelt

Meckern im Dialekt
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Nachdem sie die ersten Tage ihres Lebens mir ihrer Mutter verbracht haben, schließen Ziegenkitze sich dann zu kleinen Gruppen zusammen. Foto: Elodie Briefer
Meckern ist nicht gleich Meckern: Welche Laute junge Ziegen produzieren, hängt zwar auch von ihren Genen ab, aber vor allem von ihrem sozialen Umfeld. Bereits ab der ersten Woche ihres Lebens passen sie ihr Meckern an das ihrer Geschwister an, konnte nun ein britisches Forscherduo zeigen.

Einige Kabarettisten können Dialekte und Sprachmelodien anderer Landesteile nachahmen. Auch viele Vogelarten sind in der Lage, Artgenossen oder gar andere Arten zu imitieren, passen sich aber auch im Laufe ihres Lebens an die Tongebung ihres Umfeldes an. Säugetieren wurde diese Fähigkeit bislang weitestgehend abgesprochen ? Wissenschaftler vermuteten, dass die tierischen Laute hauptsächlich von genetischen und damit körperlichen Eigenschaften abhingen. Bereits im Juni 2011 konnten Elodie Briefer und Alan McElligott von der Queen Mary University in London beispielsweise zeigen, dass sich das Meckern von jungen Ziegen mit ihrer Größe und Geschlechtsreife verändert.

Jetzt gelang den beiden Biologen noch ein spektakulärerer Nachweis: Die Nutztiere passen ihre ?Aussprache? offensichtlich auch an die ihrer Artgenossen an. Dazu hatten die Forscher das Meckern von vier verschiedenen Gruppen junger Westafrikanischer Zwergziegen analysiert.

Zunächst zeichneten sie die Laute der kleinen Ziegen nach der ersten Woche ihres Lebens auf. In freier Wildbahn verbringen die Tiere diese ersten Tage meist allein mit ihrer Mutter oder mit zusätzlich einem Geschwister. Eine zweite Aufnahme erfolgte nach fünf Wochen, nachdem die Zwergziegen vier Wochen in einer Gruppe Gleichaltriger gelebt hatten.

Lernvermögen unterschätzt

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Das Ergebnis war eindeutig: ?Wir haben herausgefunden, dass verwandte Ziegenkinder ähnliche Laute produzieren ? was keine Überraschung ist. Aber das Meckern von Tieren, die in der gleichen sozialen Gruppe aufwuchsen, glich sich ebenfalls, und zwar mit zunehmendem Alter immer mehr?, berichtet Elodie Briefer. Das galt insbesondere für Geschwister, was laut den Forschern mit den ähnlichen physischen Merkmalen wie der Körpergröße zusammenhängt. Aber auch Halbgeschwister, die die erste Woche ihres Lebens gemeinsam verbrachten, meckerten ähnlicher, als wenn sie in dieser Zeit mit der Mutter allein waren. Zwillinge, die gemeinsam aufwuchsen, klangen am ähnlichsten.

Briefer und McElligott haben damit den ersten Hinweis erbracht, dass neben Menschen und Primaten auch andere Säugetiere durchaus in der Lage sind, ihre Laute an ihr soziales Umfeld, sprich an Dialekte, anzupassen.
?Außerdem dokumentiert das Ergebnis wichtige kognitive Fähigkeiten der domestizierten Tiere, die bislang unentdeckt blieben. Ihr Verhalten und ihre Fähigkeiten zu verstehen, macht es uns möglich, ihr Wohlergehen zu verbessern?, resümiert Alan McElligott.

Meckern dreier Ziegenkitze aus unterschiedlichen Gruppen:

Elodie Briefer und Alan McElligott (Queen Mary University, London): Animal Behaviour, doi: 10.1016/j.anbehav.2012.01.020 © wissenschaft.de ? Marion Martin
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