Jetzt gelang den beiden Biologen noch ein spektakulärerer Nachweis: Die Nutztiere passen ihre ?Aussprache? offensichtlich auch an die ihrer Artgenossen an. Dazu hatten die Forscher das Meckern von vier verschiedenen Gruppen junger Westafrikanischer Zwergziegen analysiert.
Zunächst zeichneten sie die Laute der kleinen Ziegen nach der ersten Woche ihres Lebens auf. In freier Wildbahn verbringen die Tiere diese ersten Tage meist allein mit ihrer Mutter oder mit zusätzlich einem Geschwister. Eine zweite Aufnahme erfolgte nach fünf Wochen, nachdem die Zwergziegen vier Wochen in einer Gruppe Gleichaltriger gelebt hatten.
Lernvermögen unterschätzt
Das Ergebnis war eindeutig: ?Wir haben herausgefunden, dass verwandte Ziegenkinder ähnliche Laute produzieren ? was keine Überraschung ist. Aber das Meckern von Tieren, die in der gleichen sozialen Gruppe aufwuchsen, glich sich ebenfalls, und zwar mit zunehmendem Alter immer mehr?, berichtet Elodie Briefer. Das galt insbesondere für Geschwister, was laut den Forschern mit den ähnlichen physischen Merkmalen wie der Körpergröße zusammenhängt. Aber auch Halbgeschwister, die die erste Woche ihres Lebens gemeinsam verbrachten, meckerten ähnlicher, als wenn sie in dieser Zeit mit der Mutter allein waren. Zwillinge, die gemeinsam aufwuchsen, klangen am ähnlichsten.
Briefer und McElligott haben damit den ersten Hinweis erbracht, dass neben Menschen und Primaten auch andere Säugetiere durchaus in der Lage sind, ihre Laute an ihr soziales Umfeld, sprich an Dialekte, anzupassen.
?Außerdem dokumentiert das Ergebnis wichtige kognitive Fähigkeiten der domestizierten Tiere, die bislang unentdeckt blieben. Ihr Verhalten und ihre Fähigkeiten zu verstehen, macht es uns möglich, ihr Wohlergehen zu verbessern?, resümiert Alan McElligott.
Meckern dreier Ziegenkitze aus unterschiedlichen Gruppen: