„Viele Medikamente mit therapeutischem Potenzial erreichen nie den Markt, aufgrund von negativen Reaktionen bei Einzelpersonen, während andere weitverbreitete Medikamente nur für einen Bruchteil der Bevölkerung effektiv sind“, schreiben die Forscher um David Goldstein im Fachmagazin „Nature Genetics“. Das Team untersuchte die X-Chromosomen von 354 Probanden aus acht Bevölkerungsgruppen: Südafrikanischen Bantu, Oromo-sprechende Äthiopier, Armenier, Aschkenasische Juden, Norweger, Chinesen aus der Provinz Sichuan, Menschen aus Papua-Guinea und Afro-Kariben aus London. Ohne Kenntnis dieser ethnischen Einteilung ordneten sie das Erbgut der Probanden vier genetischen Gruppen zu, je nach Häufigkeit verschiedener Gen-Varianten, die für Enzyme zur Verarbeitung von Medikamenten zuständig sind.
„Wir können zeigen, dass die üblichen ethnischen Kategorien (wie „Schwarze“, „Weiße“ und „Asiaten“) unzureichend sind und wenig akkurate Beschreibungen der menschlichen genetischen Struktur darstellen“, erklären die Forscher. Denn beim Vergleich der ethnischen Einteilung mit den genetischen Gruppen stellten sie beispielsweise fest: 62 Prozent der schwarzen Äthiopier fallen genetisch in die Gruppe der meisten Norweger, Juden und Armenier. Nur 24 Prozent der Äthiopier sind, trotz ähnlicher Hautfarbe, den Bantu und den meisten Afro-Kariben zuzuordnen. 21 Prozent der Afrokariben hingegen passen in Sachen Medikamenten-Reaktion eher zur Norweger-Juden-Armenier-Gruppe. Und die Probanden aus China und Papua-Neu Guinea, die allgemein unter „Asiaten“ klassifiziert werden, fallen beinah komplett in unterschiedliche Erbgut-Gruppen.