Auf der Suche nach neuen Arzneien untersuchen walisische Forscher die Tinkturen ihrer mittelalterlichen Kollegen. In einem botanischen Garten wollen sie züchten, was die berühmte Waliser Ärztedynastie der „Myddfais“ bei Schwellungen, Fieber oder Taubheit empfohlen hat. Darüber berichtete jetzt Terry Turner von der Universität Wales auf einem Treffen der englischen Gesellschaft für Umwelt-Biologie in Canterbury.
Die Dynastie der Myddfais wurde im dreizehnten Jahrhundert von dem Arzt Rhiwallon gegründet. Er heiratete eine Seefee, die ihn in die Geheimnisse der Pflanzenmedizin eingeführt haben soll. Die beiden ließen sich in dem südwalisischen Ort Myddfai nieder. Ihre Nachfahren haben sich in den folgenden Jahrhunderten über ganz Wales verbreitet.
Um etwa 1400 entstand das zentrale Dokument der Myddfais, das „Rote Buch von Hergest“. Es enthält über fünfhundert Rezepte für Arzneien, die aus mehr als zweihundert Pflanzen gewonnen wurden.
Die Beschreibungen sind sehr detailliert, erklärt ein Kollege von Turner. Die Forscher interessieren sich unter anderem für ein Mittel, das die Middfais bei Tumoren verschrieben haben. Zur Herstellung wird Fingerhut verwendet, das auch die moderne Forschung wegen seiner vielfältigen Wirkstoffe zu schätzen weiß.
ddp/bdw – Andreas Wawrzinek