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Mega-Hai: Proportionen modelliert

Megalodon

Mega-Hai: Proportionen modelliert
Der Vergleich der Rückenflosse mit einem Taucher verdeutlicht, wie groß das Markenzeichen der Haie beim Megalodon gewesen sein könnte. (Bild: Oliver E. Demuth)

Er war eindeutig ein Gigant – doch welche Körpermerkmale besaß Megalodon, von dem fast nur die Zähne erhalten sind? Ein neues Modell verdeutlicht nun, welche Proportionen der urzeitliche Mega-Hai besessen haben könnte. Es basiert auf Auswertungen der Körperformen und der Wachstumsmerkmale von heutigen Haiarten mit Bezug zu dem ausgestorbenen Riesen. Unter anderem geht aus dem Modell hervor, dass die Rückenflosse bei einem ausgewachsenen Megalodon von etwa 16 Meter Länge ungefähr die Größe eines erwachsenen Menschen erreichen konnte.

Riesige Zähne, die an vielen Fundorten der Welt entdeckt wurden, zeugen von einem gigantischen Hai, der noch bis vor etwa drei Millionen Jahren durch die Meere der Erde streifte. Die dreieckigen Beißer sind teilweise größer als eine menschliche Hand und lassen vermuten, dass Megalodon (Otodus megalodon) mehr als doppelt so groß wie der bis zu sieben Meter lange Weiße Hai (Carcharodon carcharias) gewesen ist. Zahnspuren auf fossilen Knochen von Walen sprechen dafür, dass der wohl größte Hai aller Zeiten vor allem Meeressäuger gefressen hat. Warum er ausstarb, bleibt bisher weitgehend unklar. Es gibt allerdings Vermutungen, dass ihn der zwar kleinere, aber dafür anpassungsfähigere Weiße Hai verdrängt haben könnte.

Wie sah der monströse Hai aus?

Da außer den Zähnen und vereinzelten Wirbeln keine weiteren Fossilien von Megalodon gefunden wurden, bleiben Details des Körperbaus der einstigen Könige der Haifische bisher unklar. Bei Modellierungen der Größe und Anatomie ausgestorbener Tiere orientieren sich Paläontologen am Vergleich gefundener Körperteile mit denen von heute noch existierenden Verwandten. Lange wurde der Weiße Hai als das nächste lebende Pendant zum Megalodon innerhalb der Gruppe der Makrelenhaie (Lamnidae) angesehen und diente somit als Vorbild für den ausgestorbenen Riesen. Eine detaillierte Untersuchung der Zahnmerkmale stellte die besonders enge Verwandtschaft dieser beiden Arten dann allerdings infrage. „Megalodon ist kein direkter Vorfahre des Weißen Hais, sondern vermutlich mit anderen Vertretern der Makrelenhaie ebenso verwandt“, sagt Co-Autorin Catalina Pimiento von der britischen Swansea University.

Aus diesem Grund schlossen die Wissenschaftler weitere Makrelenhai-Arten in ihre Modellierung zum Aussehen des Giganten mit ein, die eine ähnliche Lebensweise besitzen wie vermutlich einst der Megalodon. Neben dem Weißen Hai handelte es sich dabei um den Langflossen-Mako (Isurus paucus), den Kurzflossen-Mako (Isurus oxyrinchus), den Lachshai (Lamna ditropis) und den Heringshai (Lamna nasus). Bei diesen Haiarten erfassten die Forscher die anatomischen Merkmale zu bestimmten Entwicklungsstadien, um aus der Gesamtheit der Informationen ein Modell zu den Körperproportionen ihres ausgestorbenen Vetters zu entwickeln.

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Details der Anatomie zeichnen sich ab

Rekonstruktion der Proportionen des Megalodon; a: Erwachsenes Tier, b: Neugeborenes, c: Jungtier. (Bild: Oliver E. Demuth)

Sie erfassten dabei zunächst einen für das Modell grundlegend wichtigen Aspekt: „Bevor wir fortfahren konnten, mussten wir erst klären, ob sich die Proportionen dieser fünf modernen Haie während ihres

Heranwachsens verändern“, sagt Co-Autor Michael Benton von der University of Bristol. Beim Menschen ist dieser Effekt beispielsweise stark ausgeprägt: Babys haben vergleichsweise große Köpfe und kurze Beine. „Wenn es Ähnliches auch bei den Haien gäbe, hätten wir Schwierigkeiten bekommen, die Proportionen der Erwachsenen auf den ausgestorbenen Hai zu projizieren“, erklärt Benton. „Aber wir konnten im Rahmen der Studie nun auch dokumentieren, dass die Babys der untersuchten modernen Raubhaie schon wie kleine Erwachsene geboren werden und sich in ihren Proportionen nicht verändern, wenn sie größer werden“, berichtet der Wissenschaftler. So konnten die Forscher die Wachstumskurven der fünf modernen Makrelenhaie als Grundlage für ihre Projektionen der Ausmaße der Körperformen bei zunehmender Größe nutzen.

Wie sie berichten, gehen sie von einer maximalen Größe des Megalodon von etwa 16 Metern aus. Dies fällt in den mittleren Bereich der bisherigen Einschätzungen der Größe des Hais. Neugeborene waren wohl etwa drei Meter lang und Jungtiere acht Meter, schreiben die Forscher. Wie aus dem neuen Modell hervorgeht, besaß ein ausgewachsener Megalodon einen 4,65 Meter langen Kopfbereich und es lagen etwa sechs Meter zwischen der Nasenspitze bis zum Übergang in die Rückenflosse. Dieses Markenzeichen der Haie war beim Megalodon etwa 1,62 Meter hoch und am Ansatz etwa zwei Meter breit, ergaben die Berechnungen. Die Brustflossen erreichten eine Länge von rund drei Metern und für den Antrieb des Giganten sorgte eine etwa 3,85 Meter hohe Schwanzflosse. Die Merkmale ermöglichten dem Tier vermutlich schnelle Bewegung und Ausdauer beim Schwimmen, schreiben die Forscher.

Sie hoffen nun, dass ihre Studie zur weiteren Erforschung dieser spektakulären Meeresräuber der Vergangenheit beitragen kann. Die Rekonstruktion der Größe der Körperteile des Megalodon stellt einen grundlegenden Schritt zu einem besseren Verständnis der Physiologie dieser Riesen dar und könnte zudem Hinweise darauf geben, was seinen Erfolg oder auch Niedergang ausgemacht hat, resümieren die Wissenschaftler.

Quelle: Swansea University, Fachartikel: Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-020-71387-y

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