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Mehr drin als man denkt

Erde|Umwelt

Mehr drin als man denkt
Das Erbgut des Erregers der Amöbenruhr ist überraschend komplex. Der Parasit Entamoeba histolytica besitzt nicht nur eine große Zahl von Genen, die seine Sinneswahrnehmungen steuern, sondern hat sich im Lauf seiner Entwicklung auch Gene von Bakterien einverleibt. Das haben Wissenschaftler um Brendan Loftus vom Institut für Genforschung in Rockville (USA) herausgefunden, als sie das vollständige Genom des Darmparasiten entschlüsselten. Von ihrer Arbeit erhoffen sich die Wissenschaftler Fortschritte bei der Entwicklung von Medikamenten gegen die Amöbenruhr, schreiben sie in der Fachzeitschrift Nature (Bd. 433, 24. Februar, S. 865)

Jährlich infizieren sich ungefähr 50 Millionen Menschen mit Entamoeba histolytica. Für rund 100.000 Menschen verläuft die Krankheit tödlich. In ihrer Studie identifizierten Loftus und seine Kollegen große Genfamilien von Oberflächenproteinen, mit deren Hilfe der Parasit vermutlich dem menschlichen Immunsystem entgeht. Außerdem fanden die Forscher Gene für bestimmte Stoffwechselenzyme der Amöbe, die sich von menschlichen grundlegend unterscheiden. Diese Entdeckungen können als mögliche Ansatzpunkte für die Entwicklung von Medikamenten und neuen diagnostischen Verfahren dienen. Außerdem können die Daten die Frage beantworten helfen, warum einige Menschen immun gegen E. hystolytica-Infektionen sind.

Auch können die Forscher aus dem Genom herauslesen, dass die Amöbe einmal als freilebender Organismus existierte und erst im Laufe der Evolution zum Darmparasiten wurde. Darauf deutet unter anderem hin, dass viele der nach diesem Wandel überflüssigen Gene verloren gingen. Gleichzeitig fanden die Forscher verschiedene Genfamilien, wie sie für komplexere Organismen typisch sind, zum Beispiel eine Familie von Membranrezeptoren, die der Sinneswahrnehmung dienen. Wahrscheinlich hat der Parasit auch Gene von seinen bakteriellen Mitbewohnern im Darm aufgenommen.

ddp/wissenschaft.de ? Sonja Huhndorf
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