Überdurchschnittlich große Frauen haben häufiger Zwillingsgeburten. Verantwortlich dafür könnte ein Hormon namens insulinartiger Wachstumsfaktor (IGF) sein, der bei den Frauen verstärkt gebildet wird und zu ihrer Größe und den Mehrfachgeburten führt. Das schließt der amerikanische Wissenschaftler Gary Steinman aus einer Studie an 129 Frauen, von denen 105 Zwillinge und 24 Drillinge zur Welt gebracht hatten. Diese Frauen waren im Schnitt über 2,5 Zentimeter größer als durchschnittliche Amerikanerinnen.
IGF ist ein Protein, das von der Leber gebildet wird als Reaktion auf Wachstumshormone. Neben vielen anderen Funktionen im Körper stimuliert IGF das Wachstum von Zellen in den Knochen. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass kleingewachsene Menschen deutlich weniger dieses Botenstoffes bilden. Laut Steinman ist auch bekannt, dass Länder, in denen die Frauen groß sind, höhere Raten an Zwillingsgeburten aufweisen. IGF erhöht die Empfindlichkeit der Eierstöcke gegenüber dem Hormon, das den Eisprung auslöst, berichtet Steinman. Weitere Studien lassen auch vermuten, dass IGF das Überleben der Embryonen in ihren ersten Entwicklungsphasen begünstigt, was ebenfalls zu dem Effekt der Mehrfachgeburten beitragen könnte.
In vorangegangenen Studien hatte Steinman bereits einen Zusammenhang zwischen Zwillingsgeburten und einem hohen Konsum tierischer Produkte festgestellt. Denn auch Kühe produzieren IGF als Reaktion auf Wachstumshormone, die sich dann sowohl im Fleisch als auch in der Milch wiederfinden. Die Anwendung von Wachstumshormonen ist in der EU verboten, in den USA bei der Viehzucht jedoch zugelassen.
Gary Steinman (Long Island Jewish Medical Center, New Hyde Park): Journal of Reproductive Medicine, Bd. 51, S. 694 ddp/wissenschaft.de ?
Martin Vieweg