Die Wissenschaftler konnten ausschließen, dass das forschende Starren in die Baumkronen durch den Anblick oder den Geruch von Früchten ausgelöst wurde. Die Analysen der Filmaufnahmen legten vielmehr nahe, dass die Schimpansen diese Bäume in der Erwartung kontrollieren, dort in naher Zukunft Früchte zum Verzehr zu finden. Den Forschern zufolge wissen die Tiere, dass manche Baumarten zeitgleich Früchte tragen und nutzen diese botanischen Kenntnisse bei ihrer täglichen Nahrungssuche. Wenn also die Früchte eines bestimmten Baums reif sind, inspizieren Schimpansen auch verschiedene andere Baumarten besonders aufmerksam, um zu sehen, ob sie ebenfalls bereits Früchte tragen.
Forscher können voraussagen, welche Bäume die Tiere aufsuchen werden
Die Schimpansen stützen ihre Erwartungen dabei auf eine Kombination zweier Fähigkeiten, erklären die Forscher: Sie können Baumarten unterscheiden und Ostsorten saisonal zuordnen. Die Schimpansen entwickeln also nicht einfach nur eine Vorliebe für eine bestimmte Frucht, die sie in der Vergangenheit oft aßen, sagt Karline Janmaat. Wir können anhand der zeitgleichen Früchteproduktion bestimmter Baumarten vorhersagen, welche Bäume die Tiere inspizieren werden.
Die Entdeckung wirft auch ein Licht auf die Entwicklungsgeschichte des Menschen, sagen die Forscher: Unsere Ergebnisse zeigen, welche Vielfalt an Strategien unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen, bei der Nahrungssuche entwickelt haben. Dies beleuchtet auch die evolutionären Ursprünge der menschlichen Fähigkeit des Kategorisierens und abstrakten Denkens, meint Co-Autor Christophe Boesch, Leiter der Abteilung für Primatologie am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.