Menschen, deren kognitive Leistungen durch eine Multiple-Sklerose-Erkrankung beeinträchtigt sind, reagieren langsamer und sind im Straßenverkehr mehr gefährdet. In der Aprilausgabe des Fachblattes Neurology, das von der amerikanischen Gesellschaft für Neurologie herausgegeben wird, wurden Untersuchungsergebnisse veröffentlicht, die neben den bekannten physischen Beeinträchtigungen durch MS auch Probleme der Wahrnehmung und Reaktionsgeschwindigkeit beschreiben.
Für die Studie, die von der Medical Rehabilitation Research & Education Corporation in New Jersey durchgeführt wurde, unterzogen sich 28 MS-Patienten und 17 gesunde Vergleichspersonen mehreren Fahrtests am Computer. Die Tests sollten die Fähigkeit der Autofahrer, auf wechselnde Bedingungen zu reagieren, ermitteln und dadurch das individuelle Unfallrisiko feststellen. Jene MS-Patienten, bei denen zuvor eine herabgesetzte kognitive Leistung diagnostiziert worden war, brauchten länger, um auf einen Situationswechsel zu reagieren. Bei 30 Prozent wurde außerdem ein erhöhtes Unfallrisiko festgestellt.
Maria T. Schultheis, Leiterin der Untersuchung, hofft mit den Ergebnissen auf ein bislang wenig berücksichtigtes Problem aufmerksam zu machen. Bisher, so erläuterte sie, sei Multiple Sklerose bei Autofahrern nur mit einer Einschränkung des physischen Leistungsvermögens in Verbindung gebracht worden. Basierend auf den Forschungsergebnissen sollten nun auch die kognitiven Fähigkeiten ermittelt und eine umfassende Einschätzung des Fahrverhaltens vorgenommen werden. Dabei sei es nicht das Ziel, MS-Patienten vom Autofahren abzuhalten, sondern durch eine sachkundige Beurteilung das Fahren sicherer zu machen.
Marion Herzog