Netzhaut-Schnappschüsse sollen künftig Personen mit hohem Schlaganfallrisiko feststellen können. Dafür haben Forscher der University of Wisconsin eine Technik entwickelt, die laut eigenen Angaben so kostengünstig ist, dass Augenärzte und praktische Ärzte ein Massenscreening an Patienten durchführen können. Das Forschungsteam um Tien Yin Wong behauptet, dass eine Verengung der Blutgefäße in der Netzhaut ein vergleichbarer Indikator für eine Verengung gewisser Blutgefäße im Gehirn ist. Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass Menschen mit einer derartigen Beeinträchtigung ein erhöhtes Schlaganfallrisiko besitzen.
Die Forscher fotografierten Retinas von 10.358 Personen und beobachteten ihren Gesundheitsstatus über einen Zeitraum von drei Jahren, so ein Bericht im New Scientist. Dabei stellte sich heraus, dass Personen mit verengten kleinen Blutgefäßen in der Netzhaut innerhalb des Studienzeitraums ein zweieinhalb Mal erhöhtes Schlaganfallrisiko hatten. Die Ergebnisse waren auch nach der Klärung weiterer Risikofaktoren, die sowohl den Augenapparat als auch einen Schlaganfall betreffen können, zutreffend. Zu den Faktoren zählen Diabetes, Alter, Rauchen und Bluthochdruck.
Yin Wong untersuchte die Gefäßveränderung auf einer Mikrometer-Skala, Bereiche, die für das bloße menschliche Augen nicht sichtbar sind. Er entwickelte ein Computerprogramm, um das Verhältnis zwischen der Größe arterieller und venöser Blutgefäße messen und vergleichen zu können. Arterien leiten Blut zum Auge, Venen transportieren es zum Herzen. „Dadurch wird das Auge zum Fenster in das Gefäßsystem“, so Ann Elsner, Organisatorin der Konferenz „Aging Retina and Early Degeneration“, die vom 25. bis 27. Oktober am Schepens Eye Institute stattfindet. Elsner betont allerdings, dass die Einführung der Technik für praktische Ärzte schwierig sei. Es bedarf für die Retinaaufnahmen eines exzellenten Photographen.
pte