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Neuartige Nano-Fettperlen schützen vor der Sonne

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Neuartige Nano-Fettperlen schützen vor der Sonne
Nanokugeln aus Fett und Wasser schützen besonders sanft vor UV-Strahlung. Mit dieser neuartigen Rezeptur für Sonnencremes treten weder Allergien noch Hautreizungen auf, darüber hinaus verdoppeln die Fettperlen die Feuchtigkeit spendende Wirkung einer Lotion. Zusätzlich können darin chemische UV-Filter eingekapselt werden, so dass ein besonders intensiver und zugleich hautfreundlicher Sonnenschutz erreicht wird. Die Kugeln lassen sich im Vergleich zu handelsüblichen Filtern besonders preiswert herstellen. Dies haben Berliner Forscher herausgefunden, die ihre Entdeckung derzeit gemeinsam mit einem Kosmetikhersteller zur Marktreife führen.

Strahlend blauer Himmel lockt die Menschen ins Freie, und die Sonne kitzelt wohlig warm auf der Haut. Ein angenehmes Gefühl durchflutet den Körper – endlich Sommer. Doch unter die wohltuende Wärme mischt sich zur Mittagsstunde nach wenigen Minuten ein leichtes Brennen auf der Haut. Ein Alarm des Körpers. Es ist höchste Zeit, einen schattigen Ort aufzusuchen und eine Sonnencreme aufzutragen.

Ein ähnliches Erlebnis war es, das die Apothekerin Dr. Sylvia Wissing und den Pharmazie-Professor Rainer Müller auf die Idee für einen neuen Sonnenschutz brachte. Die Forscher haben an der Freien Universität Berlin so genannte Nano-Fettperlen entwickelt, die schädliche UV-Strahlung von der Haut fern halten. Die neuartigen Nanoteilchen werden sehr gut vertragen, da sie im wesentlichen nur aus Fett und Wasser bestehen. Zudem spenden sie reichlich Feuchtigkeit. Vier Prozent der Kugeln genügen in einer Lotion, um jeden Quadratzentimeter Haut mit unsichtbaren, schützenden Perlen zu bedecken.

„Mit den Nanoperlen erreicht man einen Lichtschutzfaktor von etwa zehn“, erläutert Wissing. Zusätzlich können in den Perlen übliche UV-Filter eingesperrt werden. Mit dieser Kombination wird dann ein intensiver Schutz vor den ungesunden Strahlen erzielt. „Dafür genügt etwa die Hälfte der sonst üblichen Menge eines typischen UV-Filters“, sagt die Wissenschaftlerin. In den Nanokugeln eingeschlossen werden die chemischen Stoffe daran gehindert, mit der Haut in Kontakt zu kommen. Damit bieten die Fettperlen einen besonders hautfreundlichen Schutz vor der gefährlichen Strahlung.

Im Handel gibt es bereits verschiedene Sonnencremes auf Basis von Nanoteilchen. Sie enthalten Partikel aus Zink- oder Titanoxid. Diese Teilchen sind mit 10 bis 40 Nanometern viel kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Sie bilden auf der Haut einen unsichtbaren Spiegel, der die UV-Strahlung zurückwirft. Deshalb werden sie als physikalische Filter bezeichnet. Nach diesem Prinzip arbeiten auch Wissing’s Fettperlen.

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„Doch sind die herkömmlichen Mineraloxidpartikel viel kleiner als unsere Perlen. Und sogar klein genug, um in die Oberhaut einzudringen“, berichtet Wissing. Die Kugeln der Berliner Forscherin sind dagegen etwa zehn Mal größer und bleiben deshalb zum Großteil auf der Haut liegen oder werden rasch abgebaut, sofern sie hinein gelangen. In dieser Größe können die Zink- und Titanoxide nicht verwendet werden, da sie dann deckend weiß statt transparent erscheinen.

Alternativ zu den physikalischen UV-Filtern befinden sich in Sonnenschutzmitteln häufig chemische Filter. Anstatt das Licht zurückzuwerfen, verschlucken sie es. „In Europa sind 26 solcher Stoffe zugelassen“, sagt Dr. Gerd Mildau, vom Fachbereich Kosmetische Mittel des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes in Karlsruhe. Die meisten dieser Stoffe werden gut vertragen. Nur wenige zersetzten sich im Licht allmählich, und die Abbauprodukte könnten dann auf empfindlicher Haut zu Rötungen oder Bläschen führen, ergänzt er. Drei bis fünf ältere UV-Filter werden derzeit nochmals unter diesem Gesichtspunkt geprüft. „In Produkten für besonders sensible Haut wie Baby-Sonnencremes werden daher überwiegend nur die Nanoteilchen aus Zinkoxid und Titandioxid verwendet“, betont Mildau.

In diesen Produkten könnten die Nano-Fettperlen den Mineraloxidteilchen künftig Konkurrenz machen. Denn die Fettkugeln sind preiswert und wirken zusätzlich stark Feuchtigkeit spendend: „In einer Creme eingebettet, geben sie ein geschmeidiges Gefühl auf der Haut“, erklärt Wissing. Eine Gruppe Berliner Studentinnen konnte dies hautnah erleben. An ihnen testete die Forscherin die Perlen und stellte fest: Die Feuchtigkeit spendende Wirkung einer typischen Creme wird fast verdoppelt.

Ein großer Kosmetikhersteller hat die Arbeiten der Wissenschaftlerin mittlerweile für sich entdeckt. Derzeit wird der Lichtschutzfaktor verschiedener Rezepturen ermittelt. Sollten die Studien gelingen, wartet eine neue Generation an Sonnencremes im Regal: Eine Serie niedriger Lichtschutzfaktoren nur auf Basis der Nano-Fettperlen und eine zweite Serie hoher Faktoren mit den Perlen sowie einem Potpourri aus darin eingeschlossenen chemischen UV-Filtern.

Susanne Donner
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